Aït-Ben-Haddou - Wüstenstadt & Filmkulisse

Marokko hat sich in den letzten Jahren zu einem richtigen Filmland entwickelt und besonders eine kleine Wüstenstadt taucht dabei auffallend häufig in den Motivlisten der Filmemacher auf:
Aït-Ben-Haddou! Thomas von Pixelschmitt nimmt uns hier mit auf eine Reise zum Drehort von „Kundun”, „Gladiator”, „Lawrence von Arabien”, „Game of Thrones” und vielen anderen Produktionen.

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Aït-Ben-Haddou liegt etwa 200 Kilometer südöstlich von Marrakesch und schon die Anreise ist abenteuerlich, denn Du reist einmal quer über das Atlasgebirge. Während es in Marrakesch noch heiß ist, kannst Du an einem der Pässe eine kleine Schneeballschlacht veranstalten.

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Nach vier Stunden Anreise, die dich zum Ende hin durch die Wüste führt, stehst Du dann vor der atemberaubenden Wüstenstadt. Aït-Ben-Haddou sieht auf den ersten Blick aus wie eine XXL-Sandburg. Als hätte man mit Förmchen Sand und Lehm zu einer atemberaubenden Stadt konstruiert. Die Dattelpalmen dazwischen runden das Bild ab und so ist es wirklich kein Wunder, dass Aït-Ben-Haddou seit 1987 als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet ist. Die Stadt liegt an einem ständig Wasser führenden Fluss und bietet einen wunderbaren Anblick.

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Die Wüstenstadt ist eine sogenannte Ksar. Im Marrokko tragen diese großen befestigten Anlagen auf dem Land diesen Namen. Man könnte aber auch schon fast von einem Wüsten-Märchenschloss sprechen. Der Hauptzugang erfolgt über eine Brücke, die die Besucher direkt in die Stadt bringt. Alternativ kannst Du die Stadt auch über den Fluss betreten. Dafür solltest Du aber ein bisschen sportlich sein, denn Du musst über die Steine im Flussbett springen.

Wir hatten eigentlich eine Tour gebucht. Aber dieses Tourding ist einfach nichts für uns. So haben wir uns abgemeldet und die Stadt auf eigene Faust erkundet. Und es gibt viel zu entdecken. Ein Hauptweg führt durch die vielen kleinen Gassen und überall gibt es Möglichkeiten zum Abbiegen. Manchmal sind es Sackgassen oder Du stehst auf einmal in einem privaten Innenhof inmitten von Ziegen. Der Eindruck der riesigen Sandburg ist aus der Nähe noch besser. Du kannst genau sehen, wie die einzelnen Häuser aus einer Mischung von Lehm und Stroh gebaut wurden.

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In Aït-Ben-Haddou gibt es zwei sehr schöne Aussichtspunkte. Der eine ist direkt oberhalb der Stadt und von hier blickst Du von oben auf die Dächer der Stadt und kannst den Blick bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Atlas-Gebirges wandern lassen. Der Kontrast ist wunderbar. Der Aufstieg ist anstrengend, aber machbar. Der zweite Aussichtspunkt ist ein Hügel außerhalb der Stadt. Von hier hast Du die komplette Stadt im Blick. Der Weg hier hoch ist nicht ohne und Du musst ein bisschen “kraxln”, aber es ist ebenfalls machbar.

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Dem Ruf der Stadt folgten schon früh die ersten Filmproduktionen. Bereits 1962 fanden hier Dreharbeiten für “Lawrence von Arabien” statt. In den 1990ern und 2000ern entdeckten dann die großen Hollywood-Studios die Stadt für sich. Martin Scorsese drehte “Kundun”, 1999 entstand “Die Mumie” hier und spätestens seit “Gladiator” im Jahr 2000 ist Aït-Ben-Haddou als Drehort richtig bekannt.

Die Stadt ist in “Gladiator” gleich zu Beginn des Films als Kulisse zu erkennen. Maximus (Russell Crowe) wird hier als Sklave zum Gladiator ausgebildet und trägt in der Arena seinen ersten Kampf aus. An der Seite von Ralf Möller metzelt er sich durch die Szene. Im Hintergrund blitzt ab und zu die Silhouette von Aït-Ben-Haddou durch. Die Arena war nur Kulisse und wurde nach den Dreharbeiten wieder zerstört. Aber bis heute erkennt man den Drehort eigentlich sehr leicht wieder. Fast jeder männliche Tourist liefert sich hier einen Schwertkampf mit einem imaginären Gladiatoren. Den Jubelschreien nach zu urteilen, gewinnt auch jeder der Männer, zumindest in deren Fantasie.

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Zu Russell Crowe gibt es übrigens eine nette Anekdote: In dem UNESCO-Teil von Aït-Ben-Haddou wohnen bis heute noch viele Familien. Sie berichten, dass die meisten Stars während der Dreharbeiten ziemlich abgehoben durch die Kulissen schweben und keinen Kontakt zu den Menschen suchen. Anders war es aber angeblich bei Russell Crowe, der einen Großteil seiner Freizeit mit den Einheimischen verbracht hat. Er unterhielt sich mit ihnen und wollte sie und ihr Leben richtig kennenlernen. Die Menschen sind ihm bis heute so dankbar für seine Nähe, dass sie in ihren Wohnräumen Bilder von ihm angebracht haben.

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Für „Game of Thrones” verwandelte sich Aït-Ben-Haddou in die Sklavenstadt Yunkai, die Daenerys Targaryen in der dritten Staffel mit ihrem Heer belagert. In der Serie erkennt man die Stadt aber nur auf den zweiten Blick, denn die VFX-Künstler haben ganze Arbeit geleistet. Von den vielen Filmen, die hier schon entstanden - darunter auch „Alexander”, „Himmel über der Wüste” und „Die Mumie” - sind insgesamt nur wenige Kulissen in der Stadt geblieben. Die Vorgaben der UNESCO verbieten auch Erweiterungen oder Änderungen des Ortes. Aber das Tor, das vor der Stadt zum Fluss führt, ist angeblich ein Überbleibsel der Dreharbeiten zu “Prince of Persia”.

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Nach der Besichtigung der Kulissenstadt führen die Touren weiter in Richtung der Stadt Ouarzazate. Hier gibt es unter anderem die Atlas Filmstudios zu besichtigen. Leider waren diese bei unserem Besuch nicht zugänglich, weshalb wir uns stattdessen das Musée du Cinema ansahen. Hier werden die Originalrequisiten aus vielen Produktionen gezeigt, jedoch eher von den sogenannten Sandalen- und Jesus-Filmen, nicht von den Hollywood-Blockbustern.

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Wie kommst Du nach Aït-Ben-Haddou? In Marrakesch gibt es fast an jeder Ecke Anbieter, die Dich im Rahmen einer Tagestour nach Aït-Ben-Haddou und in die Filmstudios bringen. Beide Ziele sind immer Teil der Tour. Meist wird nach der Besichtigung von Aït-Ben-Haddou eine Pause in einem der Restaurants eingelegt. Die Restaurants sind auf der anderen Flussseite und bieten von den Dachterrassen einen schönen Blick auf die Stadt. Die Preise für die Touren variieren stark und richten sich natürlich auch nach der Größe der Gruppe.

In Aït-Ben-Haddou selbst gibt es einige Unterkünfte in allen Preisklassen. Manche bieten auch wunderbare Ausblicke auf die Stadt. Ich kann mir vorstellen, dass es ein toller Anblick ist, wenn man Aït-Ben-Haddou am frühen Morgen ohne Touristen ganz für sich allein hat.

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GASTAUTOR:
Der Gastautor Thomas Schmitt lebt und arbeitet in Erlangen. Er bezeichnet sich selbst als „den wohl größten Reiseblogger Deutschlands“, was ich ihm bei seinen 2 Metern Körpergröße gerne glaube. Auf seinem Blog Pixelschmitt kann man nachlesen, welche spannenden Orte er auf seinen Reisen rund um die Welt entdeckt hat und das sind viele! Es gibt Tipps und Fotos für Fern- und Städtereisen.