Drehorte Harz
Filmszene aus "Der Medicus" im Harz © Universal Pictures Germany

Filmkulisse Harz - Von Märchen & Monumenten

„It’s perfect!”, sagt George Clooney als er sich im Herbst 2012 auf Motivbesichtigung für seinen Film „Monuments Men - Ungewöhnliche Helden” im Halberstädter Dom umsieht. Für diese Entscheidung braucht er gerade einmal 20 Minuten und so ist der Dom gleich in der Anfangsszene des Filmes als Stand-in für den Genter Altar zu sehen.

Natur und Kultur lockten schon viele Filmemacher in den Harz, deren Geschichten in den unterschiedlichsten Epochen spielen: vom Mittelalter, wie in Philipp Stölzls „Der Medicus” bis in die Gegenwart, wie in Fatih Akins „Tschick”. Hier nehme ich Dich mit auf einen filmischen Streifzug durch die Region:

Meine Reise startet im schönen Quedlinburg, wo tatsächlich schon über 100 Filme entstanden. Beim Blick auf die lange Filmliste der Stadt wird mir fast schwindlig. So waren Schlossberg, Schenkgasse und Sandsteinklippen schon im DEFA-Film „Pole Poppenspäler”, der 1954 seine Premiere feierte, zu sehen.

 

Filmstadt Quedlinburg, Harz © Andrea David
Sandsteinklippen, Quedlinburg, Harz © Andrea David
„Goethe!” Drehort im Schlosshof, Queldinburg, Harz © Andrea David / Warner Bros.

 

Und auch in den letzten Jahren war Quedlinburg oft heimlicher Leinwandstar: In „Goethe!” hat die Welterbe-Stadt einen Auftritt als Wetzlar, die alten Fachwerkhäuser am Finkenherd wurden zum Schauplatz in „Till Eulenspiegel” umgestaltet und im Remake von „Heidi” schlüpfen die Gassen rund um die Marktkirche in die Rolle des historischen Frankfurt am Main.

 

„Till Eulenspiegel” Drehort, Finkenherd, Quedlinburg, Harz © Andrea David
„Heidi” Drehort an der Marktkirche, Quedlinburg, Harz © Andrea David / Studiocanal
„Das kleine Gespenst” Drehort am Marktplatz, Quedlinburg, Harz © Andrea David / Universum Film

 

An der Marktstraße und am Rathaus von Quedlinburg drehte man einige Eulenburg-Szenen für „Das kleine Gespenst”, was uns schon zum nächsten Drehort führt. Denn die Burg Eulenstein, in der das Film-Gespenst mit Freund Schuhu wohnt, ist in Wahrheit das Schloss Wernigerode, welches Otfried Preußlers berühmter Kinderbuchfigur sogar eine eigene Tour widmet.

führt neben den adeligen Wohnräumen zum Dachboden des Schlosses, der den Besuchern auf den normalen Rundgängen verborgen bleibt. An der Schlafstätte des kleinen Nachtgespenstes hat die Originaltruhe aus dem Film eine kleine Überraschung für die Kinder parat.

 

Schloss Wernigerode, Harz © Andrea David
„Das kleine Gespenst” Drehort auf dem Dachboden, Schloss Wernigerode, Harz © Andrea David

 

Der historisch und auch heute noch politisch bedeutsame Speisesaal - 2011 hat man sich hier für den Atomausstieg ausgesprochen - diente ebenfalls als Drehort des Filmes. Das Schloss war zudem auch Schauplatz für das Familienabenteuer „Das Morphus-Geheimnis” und den DEFA-Film „Schneeweißchen und Rosenrot”.

Die Kinderfilm-Anhänger sind jedoch nicht die einzigen Filmtouristen auf dem Schloss Wernigerode: 1979 entstand hier eine russische Münchhausen-Verfilmung, welche der Burg bis heute regelmäßig Gäste aus Russland beschert.

 

Speisesaal, Schloss Wernigerode, Harz © Andrea David
„Das kleine Gespenst” Drehort, Schloss Wernigerode, Harz © Andrea David / Universum Film

 

Nicht weit von Wernigerode, bei Blankenburg, befindet sich der „Tschick”-Drehort Burg Regenstein, auf der die Abenteurer Tschick, Maik und Isa ihre neue Freundschaft feiern und sich versprechen, sich in 50 Jahren, am 28. Juli 2066, an der gleichen Stelle wieder zu treffen. Von der Burgruine aus hat man einen tollen Ausblick auf das Harzvorland.

Die Stauanlage, an der sich Maik und Isa annähern, ist die Talsperre Wendefurth, nur 20 Minuten von der Burg entfernt. Ein Dauerbrenner unter den Harzer Filmschauplätzen ist auch die nahegelegene, sagenumwobene Teufelsmauer, die beispielsweise in „Frantz”, „Die Päpstin”, „Black Death”, „1 1/2 Ritter”, „Bibi & Tina: Voll Verhext” und „Der Medicus” zu sehen ist.

 

Maik, Isa und Tschick auf der Burg Regenstein in „Tschick” © Studiocanal
Teufelsmauer, Harz
Filmszene aus "Der Medicus" in Elbingerode am Galgenberg
Filmszene aus „Der Medicus” in Elbingerode am Galgenberg © Universal Pictures Germany

 

Wie bleiben noch etwas im nördlichen Harzvorland und werfen einen Blick in den anfangs erwähnten Halberstädter Dom, der in „Monuments Men” als Genter Dom zu Filmehren kam. Mit mehr als 650 Objekten gilt der Halberstädter Domschatz als einer der umfangreichsten mittelalterlichen Kirchenschätze weltweit. Domführerin Claudia Wyludda zeigt mir neben dem Altar einige Highlights wie den Abraham-Engel-Teppich aus der Zeit um 1150 und das Armreliquiar des Heiligen Nikolaus.

 

Schatzkammer, Halberstädter Dom, Harz © Elmar Egner
„Monuments Men” Drehort, Halberstädter Dom, Harz © Andrea David

 

Sie erinnert sich noch gut an die Dreharbeiten: „George Clooney hat hier alleine im Kerzenlicht vor dem Altar die Szene Stück für Stück durchgespielt, hat alles andere ausgeblendet. Das hat mich fasziniert!” Überhaupt freut sie sich, dass der Dom, in dem sie selbst getauft wurde, durch die Motivauswahl international geschätzt wurde. Nur, dass Clooney den eigentlichen Domschatz in Halberstadt nicht gesehen hat, bedauert sie sehr. Doch dazu war während des eng getakteten Drehplans einfach keine Zeit.

 

George Clooney im Gästebuch des Halberstädter Doms © Andrea David
„Monuments Men” Set, Halberstädter Dom, Harz © Ute Huch / Stadtverwaltung Halberstadt

 

In Halberstadt sind auch noch weitere Drehorte zu finden, darunter die Villa Sesemann und der Frankfurter Bahnhof in „Heidi”, das Naturkundemuseum Heineanum, das in der Krimiserie „Alles Klara” zu sehen war, und die alte Farbenfabrik in der Trillgasse, die für „Winnetous Sohn” in eine Art Wohnzimmer verwandelt wurde.

 

„Heidi” Drehort am Domplatz, Halberstadt, Harz © Andrea David
„Alles Klara” Set im Heineanum, Halberstadt, Harz © ndF/Hardy Spitz

 

Auf Clooneys Spuren beziehe ich mein nächtliches Lager in Ilsenburg im Landhaus „Zu den Rothen Forellen”. Dort schlafe ich in der Forellensuite, eben jenem Zimmer, in dem auch Clooney während der „Monuments Men”-Dreharbeiten vier Wochen untergebracht war. Vom Balkon aus blickt man direkt auf den idyllischen Forellenteich. Die benachbarten Suiten im historischen Badehaus wurden von seinen Schauspielkollegen bezogen, kleine Schilder weisen an den Eingangstüren auf die einstigen Bewohner Matt Damon, Bill Murray und Grant Heslov hin.

 

Forellensuite, Landhaus zu den Rothen Forellen, Ilsenburg, Harz © Andrea David
Blick auf den Forellenteich, Landhaus zu den Rothen Forellen, Ilsenburg, Harz © Andrea David

 

Apropos „Wer hat in meinem Bettchen geschlafen?”… ebenfalls in Ilsenburg findet man in einem Ferienhaus (Link s.u.) noch die originalen, 1,50 x 0,5m großen Zwergenbetten aus der Komödie „Sieben Zwerge - Männer allein im Wald” mit Otto Waalkes, Helge Schneider und Cosma Shiva Hagen. Otto & Co. haben jedoch natürlich deutlich bequemer, nämlich ebenfalls im Landhaus „Zu den Rothen Forellen”, übernachtet.

Einen Filmschauplatz gibt es in dem Städtchen auch. Und zwar wurden im Kloster Ilsenburg, das bei seiner Gründung vor gut 1000 Jahren eines der reichsten und wichtigsten Klöster im Harz war, einige Szenen für das Historiendrama „Die Päpstin” gedreht. Wenn Johanna und ihr Bruder in Dorstadt dem Bischof vorgestellt werden, sieht man beispielsweise das Innere der Klosterkirche. Im Brüdersaal, wo ab und an Märchenlesungen stattfinden, wurde für den Film ein Altar aufgebaut. Im Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, entstanden sämtliche Szenen, die im Thronsaal der Märchenverfilmung „Schneewittchen” spielen.

 

„Die Päpstin” Drehort, Klosterkirche, Kloster Ilsenburg, Harz © Andrea David
„Die Päpstin” Drehort, Brüdersaal, Kloster Ilsenburg, Harz © Andrea David

 

Von Ilsenburg hatte Clooney einen halbstündigen Arbeitsweg nach Goslar, den auch ich jetzt antrete. Die Breite Straße in der Goslarer Altstadt wurde für den „Monuments Men”-Dreh streng abgeriegelt in eine belgische Kleinstadt verwandelt. Etwa 2.000 Komparsen waren hier im Einsatz. Und auch wenn es die Szene trotz des Riesenaufwands nicht in die finale Fassung des Kinofilmes geschafft hat, werden die Dreharbeiten den Goslarern sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

 

„Monuments Men” Drehort, Breite Straße, Goslar, Harz © Andrea David

 

In der Steinberg Alm, deren Auffahrt im Film zu sehen ist, erinnert beispielsweise noch eine große Fotowand an die Hollywood-Produktion. Die Kaiserstadt Goslar ist jedoch auch für viele Fernsehfilme beliebte Kulisse und war z.B. auch in „2 für alle Fälle - Manche mögen Mord”, „Unsere Mütter, unsere Väter” oder „Alle Zeit der Welt” zu sehen.

 

„Sieben Zwerge” Drehort, Siemenshaus, Goslar, Harz © Andrea David
„Till Eulenspiegel” Drehort, Peterstraße, Goslar, Harz © Andrea David
Erzbergwerk Rammelsberg, Goslar, Harz © Andrea David

 

Meine letzte Station ist das am südlichen Stadtrand von Goslar gelegene Erzbergwerk Rammelsberg, wo ich mir über und unter Tage die riesige, seit 25 Jahren zum UNSESCO Weltkulturerbe gehörende Anlage ansehe. Schon vor mehr als tausend Jahren wurde hier Bergbau betrieben und seit ihrer Stilllegung 1988 blieb sie bestens erhalten. Hier entstanden einige Szenen für den Fernsehfilm „Das Wunder von Lengede” mit Heino Ferch und Jan Josef Liefers.

George Clooney nutzte hier die bergwerkseigene Lore, um in „Monuments Men” die Brügger Madonna von Michelangelo zu retten und so gut wie alle Szenen unter Tage entstanden hier an insgesamt fünf Drehtagen. Auf Anfrage können sich Gruppen zu den Drehorten führen lassen.

 

„Monuments Men” Drehort, Erzbergwerk Rammelsberg, Goslar, Harz © Andrea David / Fox
„Monuments Men” Drehort, Erzbergwerk Rammelsberg, Goslar, Harz © Andrea David
„Monuments Men” Lore, Erzbergwerk Rammelsberg, Goslar, Harz © Andrea David

 

Als Dr. Martin Wetzel mir erzählt, dass während des Zweiten Weltkrieges der Braunschweiger Löwe und weitere Kunstschätze im Bergwerksstollen von Rammelsberg in Sicherheit gebracht wurden, wird mir klar, dass es außer den vielen Filmsets durchaus noch eine weitere Verbindung zu den „Monuments Men” gibt.

Überhaupt gelten die Kunstschutzoffiziere als Vorreiter in Sachen Kulturerhaltung, die heute im ganzen Harz mit seinen prächtigen Bauwerken, Welterbestätten und Domschätzen sichtbar ist.

So schließt sich der Kreis von filmischer Geschichte und Drehort, oder wie George Clooney schon sagte: „It’s perfect!”

 

Linktipps:
Führungen im Schloss Wernigerode
Halberstädter Dom
Filmstadt Goslar
Erzbergwerk Rammelsberg

 

Übernachtungstipps:
Landhaus „Zu den Rothen Forellen” mit George-Clooney-Suite
Ferienwohnung Ilsenburg mit „7-Zwerge”-Betten

 

Offenlegung: Diese Recherchereise wurde vom Harzer Tourismusverband unterstützt.