Der Film „Das Leben der Anderen“ ist das Langfilmdebüt von Regisseur Florian Henckel von Donnersmark („Werk ohne Autor“, „The Tourist“) und erzählt die Geschichte von Georg Dreymann (Sebastian Koch), ein in der DDR lebender Theaterautor, welcher in das Visier der Staatssicherheit gerät und fortan von dieser überwacht wird. Der auf ihn angesetzte Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) hinterfragt im Laufe der Ermittlungen sein eigenes Handeln und zerbricht seelisch an den unmenschlichen Machenschaften der Stasi.
Im Gegensatz zu Filmen wie Leander Haußmanns „Sonnenallee“ oder „NVA“ zeigt „Das Leben der Anderen“ die DDR nicht aus dem komödienhaften Blickwinkel, sondern dokumentiert mit Härte, aber auch Feinfühligkeit, wie das alltägliche Leben unter den kontrollierenden Augen einen Regimes aussah. Der Film wurde zu einem internationalen Erfolg und 2006 sogar mit einem Oscar ausgezeichnet.
Für mich persönlich zählt das Drama zu den wichtigsten deutschen Filmen aller Zeiten. Ich bin selbst ein Kind der DDR, habe das Leben dort aber nie wirklich kennengelernt, weil die Republik ein knappes Jahr nach meiner Geburt ein Ende fand. So habe ich nur von Erzählungen meiner Verwandten etwas darüber erfahren.
Auf Familienfeiern wurden dabei meist amüsante Details der DDR belächelt, über die Schattenseiten wurde selten gesprochen. Erst durch „Das Leben der Anderen“ erzählte mir ein Großonkel aus Berlin, dass er ebenfalls von der Stasi verfolgt und abgehört wurde. So sehr mich dieses Werk auch schockierte, so dankbar war ich doch für diesen Einblick in mein Geburtsland, das es heute nicht mehr gibt.
Gedreht wurde „Das Leben der Anderen“ im November und Dezember 2004 an verschieden Schauplätzen in Berlin. Mit Wintermantel und Schal begebe ich mich nun genau 14 Jahre nach den Aufnahmen auf die Suche nach den genauen Drehorten in der Hauptstadt.
Haupthandlungsort der Geschichte ist die Wohnung von Georg Dreymann, in der er lebt und arbeitet. Die Innenaufnahmen dazu entstanden in einer Altbauwohnung in der Berliner Hufelandstraße 22, welche zum Zeitpunkt der Dreharbeiten unbewohnt war. Auch das Treppenhaus und der Dachboden dieses Hauses wurden als Drehort genutzt. Im Film richtet Gerd Wiesler auf dem Dachboden eine Abhöreinrichtung ein und protokolliert auf einer Schreibmaschine, was in der Wohnung passiert.
Für die Außenaufnahmen des Hauses suchte man ein Gebäude, dessen Fassade seit dem Mauerfall möglichst nicht mehr verändert wurde und den typischen Baustil der DDR widerspiegelt. Den Drehort fand man schließlich in der Wedekindstraße 21 in Berlin-Friedrichshain.
Für die Dreharbeiten verhängte man ein 72-stündiges Parkverbot in der knapp 200 Meter langen Straße und ließ sämtliche Graffitis von den Außenfassaden der Häuser aufwändig entfernen. Als die Filmcrew am nächsten Morgen mit den Dreharbeiten beginnen wollte, stellte diese verärgert fest, dass über Nacht bereits neue Graffitis an die Häuser gesprüht wurden.
Seit den Dreharbeiten hat sich die Wedekindstraße nicht sehr verändert. Sie wirkt so, als würde ein Stück graue, trostlose DDR in Berlin weiterleben. Im Sommer wirkt die Straße viel freundlicher, weil die grauen Hausfassaden durch blühende Bäume verdeckt werden.
Den Befehl zur Überwachung Dreymanns erhält Wiesler von Minister Bruno Hempf (Thomas Thieme) bei einem Theaterbesuch. Die Aufnahmen zu diesem Gespräch entstanden im Berliner Hebbel-Theater in der Stresemannstraße. Das Foyer des Theaters diente ebenfalls als Drehort, hier trifft Georg Dreymann am Ende des Filmes auf Minister Hempf.
Ein Teil der Handlung spielt in den Verwaltungsräumen der Staatssicherheit. Hierfür erteilte das Stasimuseum in der Normannenstraße erstmalig eine Drehgenehmigung für einen fiktionalen Spielfilm. Früher fungierte in diesen Räumlichkeiten tatsächlich die Staatssicherheit und noch heute lagert in dem Gebäudekomplex der größte Teil der Stasi-Akten, welche hier von Betroffenen eingesehen werden können.
Für den Film nutze man einen Hörsaal und die ehemalige Kantine als Drehort. Ein Raum neben SED-Politiker Erich Mielkes ehemaligem Arbeitszimmer stellt im Film das Büro von Professor Grubitz (Ulrich Tukur) dar. Außerdem stellte das Museum viele originale Abhörgeräte, Spionagetechnik und Fahrzeuge als Requisiten für „Das Leben der Anderen“ zur Verfügung.
Den Haupteingang des Museums sieht man im Film mehrfach, unter anderem am Ende, als Georg Dreymann Einsicht in seine Akten fordert.
Ein Besuch des Museums lohnt sich wirklich! Mit einem Eintrittspreis von sechs Euro pro Person ist es nicht überteuert und präsentiert einem dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht nur auf Schautafeln, sondern bietet mit zum großen Teil original eingerichteten Räumlichkeiten einen interessanten Einblick in die Vergangenheit.
Als Georg Dreymann seinen Freund Paul Hausner (Hans-Uwe Bauer) besucht, beschließen diese einen Spaziergang durch den Stadtpark zu machen, weil Hausners Wohnung von der Stasi abgehört wird. Hier wird eingefleischten Filmtouristen allerdings ein Streich gespielt, denn der im Film gezeigte und namentlich erwähnte Park, ist nicht der Stadtpark Pankow, sondern die Schönholzer Heide mit dem Sowjetische Ehrenmal.
Ich habe dieses Denkmal zum ersten Mal besucht und kann einen Spaziergang über die Grünanlage nur empfehlen. Im Vergleich dazu wirkt das Ehrenmal an der Straße des 17. Juni eher klein.
Nach dem Mauerfall ermittelt Dreymann, welche Person hinter seinem, in den Akten erwähnten, Spitzel „HGW XX/7“ steckt. An einer Straße begegnet er ihm und beobachtet, wie er Zeitungen austrägt. Diese Szene entstand an der Frankfurter Allee 4-6.
Einen knappen Kilometer entfernt befindet sich an der Karl-Marx-Allee 78 die Karl-Marx-Buchhandlung, vor der die letzte Szene des Filmes zu sehen ist.
Gerd Wiesler kauft sich hier Dreymanns Roman „Die Sonate vom Guten Menschen“. In dem Buch steht eine Widmung: „HGW XX/7 gewidmet, in Dankbarkeit“…
Linktipp: Stasimueum Berlin
Tourtipp: Videobustour Filmstadt Berlin
Film ansehen: „Das Leben der Anderen“ kaufen oder streamen
Verwandte Artikel:
Berlin wie im Film
Mit der Drehortbrille durch Berlin
Die Drehorte aus „Babylon Berlin“