Wenn Du Berlin wie ich schön häufiger besucht hast, dann weißt Du, dass es schier unmöglich ist, zweimal die gleiche Stadt zu erleben. Auf der Leinwand und auf den Spuren bekannter Filme und Serien zeigt sich die Hauptstadt ohnehin immer wieder neu. Mal habe ich Berlin als nächtliche Schicksalsfalle in „Victoria“ gesehen, mal als fiktives Panem in „Mockingjay 2″, als historischen Originalschauplatz in „Bridge of Spies“ und schließlich als neues Zuhause von CIA-Agentin Carrie Mathison in der fünften Staffel der Serie „Homeland”.
Für einen Kultstatus sind diese Produktionen freilich noch zu jung, daher macht es noch mehr Spaß die Drehorte älterer Filmproduktionen aufzusuchen.
Um möglichst viele der Berliner Film-Highlights zu entdecken und meine Füße zu schonen, habe ich mir ein Ticket für die Videobustour „Filmstadt Berlin“ besorgt. Gemeinsam mit ein paar Dutzend anderen Filmfans geht es kreuz und quer durch die Stadt und tief hinein in die Berliner Filmgeschichte. Noch schneller wie die Stadtgebiete wechseln wir die Epochen der Filme.
Zur Vergegenwärtigung werden kurze Filmausschnitte auf den Bildschirmen im Bus gezeigt, den realen Drehort der Szenen gibt es beim Blick aus dem Fenster. Was unglaublich hilfreich ist, denn wer hat schon alle Filmbilder im Kopf? So erkennen wir, dass der Film „In 80 Tagen durch die Welt“ nicht London sondern in Wahrheit den Berliner Gendarmenmarkt zeigt, halten in der Karl-Marx-Allee nach „Good Bye, Lenin!“ Ausschau, wittern in der Wedekindstraße „Das Leben der Anderen“.
Weiter geht’s über die rote Oberbaumbrücke, welche die Stadtteile Kreuzberg und Friedrichshain verbindet. Mit ihren zwei Türmchen und dem Viadukt der Hochbahnlinie ist sie ein beliebtes Filmmotiv und sogar im Wappen der Stadt zu sehen.
Über sie rannte schon Frank Potente in „Lola rennt” und von ihr stürzte das Taxi in „Unknown Identity” mit Liam Neeson und Diane Kruger an Bord. Ich bin gespannt, welche Rollen sie in Zukunft noch so annehmen wird.
Unser nächstes Ziel ist die Kreuzberger Markthalle Neun, in der man hervorragend auf kulinarische Entdeckungstour gehen kann. Eine filmreife Stärkung gibt es jedoch im direkt angrenzenden „Weltrestaurant Markthalle”, in dem sich Christian Ulmen alias „Herr Lehmann” um 11 Uhr ganz selbstverständlich einen Schweinebraten bestellte.
Wer darauf keine Lust hat, kann sich ein leckeres Frühstück bestellen. Schweinebraten, Schnitzel, Spätzle und Kaiserschmarren gehören jedoch zu den Spezialitäten des Hauses, in dem die Zeit nach meinem Gefühl einfach stehen zu bleiben scheint. Tatsächlich ist der Speisesaal mit den dunklen Holzpaneelen schon über hundert Jahre alt.
Wir begeben uns weiter auf die Spuren von „Paul und Paula“, „Emil und die Detektive“, „Himmel über Berlin“ sowie „Eins, zwei, drei“ von Billie Wilder. Jeder Film konserviert ein anderes Stadtbild.
Tourguide Arne Krasting bezeichnet die alten Berlin-Filme als wichtige Zeitzeugen dafür, wie es früher in der Stadt aussah. Das sind sie definitiv! Und irgendwann werden es auch die neueren Filme sein, denke ich, als wir durch den Tiergarten-Tunnel brausen, wie übrigens schon Matt Damon in „Die Bourne Verschwörung“…
Tourtipp:
Videobustour „Filmstadt Berlin“
Berlin-Filme:
Victoria
Bridge of Spies
Das Leben der Anderen
Lola rennt
Unknown Identity
Herr Lehmann
Emil und die Detektive
Der Himmel über Berlin
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