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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Filmstart: 29. März 2018

Die Realverfilmung von Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist eine der aufwendigsten und teuersten Kinoproduktionen der deutschen Filmgeschichte. Die zeitlose Erzählung über Freundschaft, Loyalität und Mut wurde nach 14 Jahren der Vorbereitung mit großem Aufwand und Liebe zum Detail filmisch umgesetzt. Produzent Christian Becker und Regisseur Dennis Gansel inszenierten die phantastischen Abenteuer von Jim Knopf (Solomon Gordon) und seinem Freund Lukas (Henning Baum) im Studio Babelsberg, in den Bavaria Filmstudios und in Südafrika:

 

Lummerland – Eine Insel mit zwei Bergen

„Lummerland ist ungefähr doppelt so groß wie unsere Wohnung“, schrieb Michael Ende in seinem Roman. Das lässt die Leser bis heute augenzwinkernd staunen, in welch großzügigen Verhältnissen der Schriftsteller in den späten 1950er-Jahre gelebt haben muss. Denn die Insel, die im tiefen weiten Meer liegt, umfasst immerhin einen Berg mit zwei Hügeln, das Schloss von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften (Uwe Ochsenknecht), den Hauptbahnhof mit Lokschuppen, den Kaufladen von Frau Waas (Annette Frier) und das Wohnhaus des Herrn Ärmel (Christoph Maria Herbst). Szenenbildner Matthias Müsse entwarf Lummerland als Inseldorf mit leicht verspielter Architektur nach britischem Vorbild.

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Erste Ideen, Lummerland im sonnigen Südafrika oder auf einer Insel Malta zu drehen, wurden aus praktischen Gründen verworfen. „Es wäre schade gewesen, wenn diese ikonischen Kulissen nach den Dreharbeiten abgerissen worden wären oder sie so weit weg von Deutschland gestanden hätten, dass kaum ein Fan des Films unser Lummerland besuchen kann“, sagt Christian Becker. So kam es zu der Entscheidung, Lummerland als Außenkulisse in Babelsberg zu bauen. Dort kann das Inseldorf nun bereits seit April 2017 als fester Bestandteil der Studiotour des Filmparks Babelsberg besucht werden.

© Marco Nagel / 2018 Warner Bros. Ent

 

Das Kaiserreich Mandala

Da Lokomotiven nicht zwingend für lange Seereisen konstruiert wurden, kentert Emma bei einem gewaltigen Sturm mitsamt Jim Knopf und Lukas. Das Schicksal spült die drei an den Sandstrand des asiatischen Kaiserreichs Mandala. In frühen Fassungen des Romans und auch bei der Augsburger Puppenkiste hieß Mandala noch China. Da lag es nahe, dass Matthias Müsse zunächst in der Nähe von Shanghai nach geeigneten Drehorten suchte: „Ich war in den Hengdian World Studios, in denen die chinesische Filmindustrie gewaltige Palastanlagen aus mehreren Dynastien nachgebaut hat.“

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Zwar lockten die größten Filmstudios der Welt mit beeindruckender Architektur und riesigen Kostümfundus, doch Regisseur Dennis Gansel erkannte früh das zentrale Problem: „Mandala und seine Hauptstadt Ping sind fiktive Orte, die nicht in eine bestimmte chinesische Dynastie passen. Wir hätten die bestehenden Palastanlagen mit großem Aufwand umgestalten müssen.“ Matthias Müsse ergänzt: „Natürlich ist Mandala stark von der chinesischen Architektur inspiriert. Aber auf Michael Ende wirkte China in den 1950er-Jahren noch sehr viel exotischer als heute auf uns.“ So entstand, unweit der Außenkulisse von Lummerland, auch Mandala in den Filmstudios Babelsberg. Die Kaiserstadt Ping füllte die gesamte Marlene-Dietrich-Halle aus.

 

Die Drachenstadt und Nepomuks Höhle

In der großen Nordhalle des Filmstudios Babelsberg wurde das Klassenzimmer aus der Alten Straße 33 in der Drachenstadt errichtet. Dort unterrichtet der Drache Frau Mahlzahn Prinzessin Li Si (Leighanne Esperanzate) und die anderen entführten Kinder mit pädagogisch zweifelhaften Methoden. Szenenbildner Matthias Müsse ließ das Klassenzimmer so bauen, wie es Drachen angesichts ihrer Grobmotorik erschaffen würden: „Alles ist scharfkantig, die Schieferwände sind feucht, von der Decke hängen Eisenkörbe mit Lava, die als Lichtquellen dienen.“

Lokomotive Emma, Bavaria Filmstadt © Matthias Gebauer

Die Bavaria Filmstudios, in denen weitere Szenen mit der Lokomotive Emma gedreht wurden, waren für Dennis Gansel wie ein heiliger Boden: „Hier entstand vor mehr als 30 Jahren „Die unendliche Geschichte“. Durch Fernsehberichte habe ich als Kind überhaupt erst verstanden, dass es auch in Deutschland Filmstudios gibt. Ich habe meine Eltern so lange bedrängt, bis sie mit mir hingefahren sind und ich auf dem Glücksdrachen Fuchur reiten durfte. Es erfüllt mich mit sehr viel Stolz, dass jetzt Kulissen und Requisiten aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ein fester Bestandteil der Bavaria Filmstadt sind.“ Auf dem Gelände der Bavaria Studios können im Rahmen der Filmtour nicht nur Nepomuks Höhle, sondern auch die „schwimmende“ Original-Emma mit Segeln besichtigt werden.

 

Drehort Südafrika – Die ganze Welt in einem Land

Rückblickend wundert sich Produzent Christian Becker, dass Südafrika nicht von vornherein für die Dreharbeiten eingeplant war: „Die unglaublich vielfältige Natur bietet alles, was wir für die Außenaufnahmen unserer Heldenreise um die Welt brauchten: Berge, Wälder, Wüsten, den Ozean, unglaubliche Strände und sogar das Land der 1000 Vulkane.“ Dabei war zunächst geplant, die verschiedenen Länder mit großem technischem Aufwand in deutschen Studiohallen zu erzeugen. Szenenbildner Matthias Müsse erklärt: „Wir waren darauf eingestellt, kleine Teilsets von 50 bis 60 Quadratmetern zu errichten und sie später in große Naturbilder einzubauen, die in der Wüste Marokkos, in der Vulkanlandschaft von Fuerteventura oder in den Wasserstudios auf Malta gedreht werden sollten.“

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Der 1. Regieassistent Sebastian Ballhaus, ein Sohn der verstorbenen Kamera-Legende Michael Ballhaus, brachte als Alternative Südafrika ins Spiel. Eine Motivtour ergab, dass das filmerprobte Land nicht nur alle notwendigen Motive bot, sondern die meisten davon auch gut von Kapstadt aus zu erreichen waren. Hinzu kam ein wesentlicher Vorteil aus Sicht des Produzenten: „Im Winter beträgt der Zeitunterschied zwischen Südafrika und Deutschland nur eine Stunde“, sagt Christian Becker. „Das bedeutet, dass die Schauspieler und das Team bei der Arbeit keinen Jetlag haben und dass wir tagsüber mit den Partnern in Deutschland in der gleichen Zeitzone telefonieren können.“

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Der Strand von Kogel Bay, etwa eine Autostunde von Kapstadt entfernt, diente als malerische Küste des Kaiserreichs Mandala. Eine ferngesteuerte Drohne lieferte Luftaufnahmen vom Strand, an den Jim Knopf, Lukas und Emma gespült wurden, und von den beeindruckenden Felsformationen im Hintergrund. „Wir haben in Kapstadt eine vierte Emma bauen lassen“, sagt Szenen bildner Matthias Müsse. „Das schien uns sicherer zu sein, als die schwere Lokomotive aus Deutschland nach Südafrika zu verschiffen und nicht genau zu wissen, ob sie pünktlich eintrifft.“

© Matthias Müsse / 2018 Warner Bros. Ent

Das Filmteam reiste zu den Zederbergen, 200 Kilometer nördlich von Kapstadt, um Jim Knopf und Lukas einen Panoramablick auf die Krone der Welt bieten zu können. Während es die Zederberge tatsächlich gibt und die schrägen Sandsteinformationen einen markanten Bildvordergrund boten, musste das rotweiß gestreifte Gebirge namens Krone der Welt am Computer geschaffen werden. „Die Krone der Welt ist eine unüberwindbare Trennwand“, sagt Szenenbildner Matthias Müsse. „Es gibt aber in der Realität kein Gebirgsmassiv, das so klar die Begrenzung zwischen der erforschten und der unbekannten Welt symbolisiert.“

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Die einzige Möglichkeit, die Krone der Welt zu durchqueren, bietet das Tal der Dämmerung. Vor Jim Knopf und Lukas hat noch niemand diesen straßenbreiten Durchlass zu nutzen gewagt. Die spektakuläre Szene wurde an einem großen Baggersee mit Steinbruch in Hillcrest Quarry gefilmt. „Es gab diese Schlucht nur zur Hälfte“, verrät Matthias Müsse. „Wir haben Emma vor einer Wand des Steinbruchs fahren lassen und die zweite Wand digital ergänzt.

Jenseits der Krone der Welt beginnt die große Wüste, die das Ende der Welt genannt wird. „Ich war überrascht, dass wir in Südafrika einen wüstenähnlichen Drehort finden konnten“, sagt Dennis Gansel. In der Dünenlandschaft Atlantis Dunes, eine halbe Autostunde von Kapstadt entfernt, türmt sich feinster Sand zu sanften Hügeln. Und sofern Kameramann Torsten Breuer nicht in die Richtung des naheliegenden Ozeans schwenkte, entstand der Eindruck, dass die Szenen in einer echten Wüste spielen. „Lukas“-Darsteller Henning Baum profitierte von den Dreharbeiten im Dünensand: „Es ist immer hilfreich, unter extremen Bedingungen zu drehen. Die Wüstenhitze mussten wir nicht spielen, die Hitze spielte uns.“

© Ilze Kitshoff / 2018 Warner Bros. Ent

Scheinriese Herr Tur Tur (Milan Peschel) begleitet Jim Knopf und Lukas bis in die Region der Schwarzen Felsen, hinter denen das Land der 1000 Vulkane auf sie wartet. „Es gibt in Südafrika keine Vulkane“, beschreibt Szenenbildner Matthias Müsse die Herausforderung bei der Motivsuche. „Wir haben viele Kiesgruben besichtigt, aber keine konnte uns eine Landschaft bieten, wie wir sie mit hohem Reise- und Kostenaufwand auf Fuerteventura oder Island hätten nutzen können.“ Zufällig wütete jedoch im November 2016, nur zwei Monate vor den Dreharbeiten in Südafrika, nördlich der Stadt Grabouw ein verheerender Waldbrand und brachte eine mit Asche bedeckte Landschaft hervor, die man schließlich für den Film nutzen konnte.

 

Die Wilde 13

Eine gefährliche Bande von Piraten, die in Frau Mahlzahns Auftrag Kinder entführt, spielt in Michael Endes zweitem Roman „Jim Knopf und die Wilde 13“ eine zentrale Rolle. So wird es auch bei einer möglichen Fortsetzung von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sein, doch im ersten Kinofilm absolvieren die seefahrenden Brüder, die alle gleich aussehen, nur einen kurzen Gastauftritt. Umso mehr überraschen Größe und Details des Piratenschiffs, das in der kurzen Sequenz zu sehen ist. Des Rätsels Lösung: Das deutsche Filmteam konnte in den Filmstudios von Kapstadt die Kulissen der von Michael Bay produzierten Fernsehserie „Black Sails“ mieten, als die Amerikaner eine Drehpause zwischen der dritten und der vierten Staffel einlegten.

Anders als in den Studios auf Malta, wo Matthias Müsse unter anderem das Wikingerschiff für die Christian-Becker-„Wickie“-Produktionen (2009 und 2011) ausstattete, erstreckt sich hinter dem Piratenschiff aus „Black Sails“ nicht das große weite Meer. „In den Cape Town Film Studios blickt man direkt auf ein Township“, sagt Matthias Müsse, „aber wir haben den Hintergrund mit grünen Leinwänden verdeckt, die nachträglich durch das stürmische Meer ersetzt wurden.“

 

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