Grabowsee © Matthias Gebauer

Am Set von „Heilstätten” am Grabowsee

Filmstart „Heilstätten”: 22. Februar 2018

Es ist noch früh am Morgen, als über dem Grabowsee in der Nähe von Berlin die Sonne aufgeht. Das Gewässer liegt inmitten eines riesigen Waldgebietes, welches so dicht ist, dass nicht einmal die Morgensonne es aufhellen kann. Es ist totenstill, der nächste Ort ist 4 Kilometer entfernt, das Handy verzeichnet keinen Empfangsbalken und direkt am Ufer liegt ein verlassenes Sanatorium. Die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm!

„Heilstätten”-Drehort Grabowsee © Matthias Gebauer

Dies dachten sich auch Produzent Till Schmerbeck und Regisseur Michael David Pate, als beide nach einem geeigneten Drehort für ihren Horrorfilm „Heilstätten” suchten. Mit dabei die Hauptdarsteller Nilam Farooq, Lisa-Marie Kroll, Sonja Gerhardt, Tim Oliver Schultz, Timmi Trinks und Emilio Sakraya. In dem Found-Footage-Film geht es um sechs Youtuber, die für eine Online-Live-Challenge eine Nacht in einem alten Sanatorium verbringen.

Ziel ist es, die jeweils anderen mit gruseligen Aktionen zu „pranken”, also reinzulegen. Jedoch ist nicht alles, was den sechs Jugendlichen passiert, ein Scherz, sondern bitterer Ernst. Als sie dies bemerken, ist es jedoch längst zu spät.

„Heilstätten”-Hauptdarsteller am Filmset Grabowsee © Matthias Gebauer

Warum die Entscheidung für den Drehort gerade auf das Sanatorium am Grabowsee fiel, ob es dort wirklich spukt und inwiefern Hollywood-Regisseur Gore Verbinski dem Team einen Strich durch die Rechnung machte, erfahren wir beim Setvisit im März vor den Toren Berlins:

Am rostigen Tor der ehemaligen Heilanstalt erwartet uns Produzent Till Schmerbeck. Er trägt Mütze und Schal, die Außentemperatur beträgt gerade mal 3 Grad. „Die Kälte macht einem wirklich zu schaffen. Die meisten Kollegen im Team tragen Neopren-Unterwäsche, damit es erträglich bleibt. Ich nicht! Dafür stehe ich viel am Heizpilz an der Base”, verrät er, während wir einen langen Fußmarsch zum Set machen. Das Areal umfasst über 20 Gebäude, in denen von 1890 bis 1933 die Tuberkulose behandelt wurde.

„Heilstätten”-Drehort Grabowsee © Matthias Gebauer

Nach dem zweiten Weltkrieg nutzte die rote Armee die Räumlichkeiten als Krankenhaus, seit 1995 liegt die Anlage brach. Dementsprechend sieht es dort heute aus. Fast keine Fensterscheiben sind mehr in den Rahmen, etliche Türen verfault, viele Dächer eingestürzt. „Optisch ist es echt ein Highlight! Man muss aber dazu sagen, dass diese Heilstätte nicht die erste Wahl war. Eigentlich wollten wir in Beelitz drehen!”, fährt Schmerbeck fort.

„Heilstätten”-Drehort Grabowsee © Matthias Gebauer

Am Filmset treffen wir einen gut gelaunten Tim Oliver Schultz, der sich gerade auf einem rostigen Rollstuhl abstützt. „Interessanterweise erzählen wir im Film viele Geschichten, welche in den Beelitzer Heilstätten tatsächlich passiert sind. Dort gab es seit den 90ern ja mehrere Morde. Es ist sehr schade, dass dieser Drehort nicht in Frage kam.” Der Grund dafür war, dass US-Regisseur Gore Verbinski das Sanatorium in Beelitz für den Dreh seines Horrorfilms „A Cure for Wellness” im letzten Sommer komplett renovieren ließ.

„Momentan gleicht Beelitz tatsächlich eher einem Luxus-Wellness-Resort und keiner Gruselanstalt. Außerdem liegen die ganzen Gebäude direkt an der Hauptstraße und ein Filmset wäre von allen Seiten einsehbar. Für uns nicht zu gebrauchen”, ergänzt Schmerbeck.

Beelitz Heilstätten © Matthias Gebauer

Nach der ersten Besichtigung des Grabowsee-Geländes stand die Entscheidung für Michael David Pate fest. „Dieses Sanatorium ist komplett abgezäunt und weit von der nächsten Ortschaft entfernt. Durch den dichten Wald kann uns niemand von der Straße aus beobachten oder stören. Wir haben viel Platz für Technik, Wohnwagen und Catering. Es ist perfekt. ( … ) Unten am See gibt es eine abgebrannte Kirchenruine, die benutzen wir für den Film ebenfalls. Den See blenden wir allerdings aus, den gibt es im Film nicht”.

Googelt man nach der Heilstätte am Grabowsee, so findet man ein immer wiederkehrendes Fotomotiv. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Speisesaal, an dessen Stirnseite ein Piano auf einer Bühne steht und zwischen zwei roten Vorhängen durchblitzt. „Dieses Motiv ist durch das Internet dermaßen ausgelutscht, dass wir es für den Film nicht verwenden”, erklärt Till Schmerbeck.

„Heilstätten”-Drehort Grabowsee © Matthias Gebauer

Um die anderen Räumlichkeiten etwas herzurichten, lieh man sich aus dem Babelsberger Filmfundus rostige Medizinschränke, Krankenbetten und Rollstühle. Für den perfekten Gruseleffekt sorgten ein paar alte Porzellanpuppen. Auf den Fluren und in den Treppenhäusern verteilte das Team alte Krankenakten, welche zum Teil blutverschmiert sind. In einem ehemaligen OP-Raum ließ sich Regisseur Michael David Pate einen kompletten Hörsaal nachbauen.

„Heilstätten”-Drehort Grabowsee © Matthias Gebauer

Das Filmprojekt „Heilstätten” ist nicht die erste Großproduktion auf dem Gelände. Am alten, einsturzgefährdeten Heizhaus treffen wir den Grundstücksverwalter Bernhardt Hanke. Dieser schwelgt in Erinnerungen und denkt gerne an vergangene Drehs zurück. So zum Beispiel an den Film „Monuments Men”. „George Clooney war sehr nett, aber die Dreharbeiten nicht sonderlich aufregend. Bei ihm war jede Szene perfekte geprobt, so dass alles in wenigen Takes abgedreht war. Insgesamt hat Babelsberg damals 4 Tage hier gedreht und dafür 16 verschiedene Sets errichtet.”

„Heilstätten”-Drehort Grabowsee © Matthias Gebauer

Hankes liebste Erinnerung geht an eine Produktion von Ulrich Tukur. Dieser drehte 2014 den ZDF-Film „Grzimek” auf dem Gelände, welcher die Lebensgeschichte des gleichnamigen Tierforschers erzählt. „Grzimek war ein Held meiner Kindheit und das Ulrich Tukur ihm so ähnlich sah, war beeindruckend. Für diesen Dreh hatten wir sogar zwei Elefanten und einen Tiger hier auf dem Gelände. Das ist mein bisheriges Highlight.”

Die abschließende Frage an das Filmteam, ob sich tatsächlich jemand trauen würde, eine Nacht in einem verlassenen Sanatorium zu verbringen, wird von allen mit einem klaren „Nein!” beantwortet. Lediglich Regisseur Michael David Pate würde es probieren: „Ich glaube, so lange man genug Respekt vor den Toten hat, kann einem dabei nichts passieren. Daher bin ich safe!”

 

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Weiterer Setbesuch: Am Set von „Honigfrauen” am Balaton

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