Filmstart: 7. Juni 2018
Die ersten Bilder von „Goodbye Christopher Robin“ sind in das weiche, klare Licht getaucht, das für das ländliche England so typisch ist. Wir sehen Cotchford Farm, den idyllischen Zufluchtsort, den Daphne Milne und ihr Ehemann gebaut hatten, damit er sich hier von seinen traumatischen Erinnerungen erholen konnte. Dann führt der Film zurück ins Jahr 1916, zur Schlacht an der Somme, in deren Verlauf Milne den 1.Weltkrieg von seiner schrecklichsten und grausamsten Seite erlebt hatte. Weiter geht es dann in den hektischen Trubel Londons, wo die Bright Young Things, eine Gruppe von britischen Bohemiens, das Leben in vollen Zügen genießen. Schließlich reisen wir mit dem Film zurück zum Landhaus der Milnes und damit zu den Anfängen von Pu dem Bären.
Produktionsdesigner David Roger erschuf diese kontrastierenden Welten – das glitzernde kultivierte London und das ländliche Anwesen in East Sussex, das Milne so liebte. Dieser ländliche Zufluchtsort der Milne-Familie vermittelt ein von Sonnenlicht durchflutetes Bild von einem Land zwischen den Weltkriegen. Es ist ein England wie aus einem Traum: schön, sicher und anheimelnd. Dieser idealisierte ländliche Lebensraum wird zum Schauplatz aller Abenteuer von Pu und Christopher Robin.
Cotchford Farm gibt es immer noch, doch inzwischen erfolgte bauliche Veränderungen machten es zu schwierig, dort auch zu drehen. Camilla Stephenson, die für die Drehorte des Films und alles Organisatorische, das damit verbunden war, verantwortlich zeichnete, hatte dafür eine Lösung. Sie fand ganz in der Nähe ein Anwesen, dessen Struktur und Bauelemente zum größten Teil noch aus dieser Zeit stammten. „Es ist fast eine Kopie des Originalhauses, aber es hat noch immer eine Küche aus den 1920er Jahren“, erklärt Roger den zentralen Unterschied zwischen beiden Anwesen. „Es stand einfach dort und wartete darauf, dass wir hier einen Film über die Milnes drehten. Wir mussten dort sehr wenige Veränderungen vornehmen, sieht man einmal vom Garten ab.“
Zu den vielen authentischen Drehorten des Films gehört die Pooh Bridge. Hier erfanden Christopher Robin und sein Vater das berühmte Spiel Pooh Sticks, bei dem Holzstöcke senkrecht von der Brücke geworfen und dann auf der anderen Seite beobachtet werden. Ein weiterer authentischer Drehort ist der Ashdown Forest. Dieses Waldgebiet grenzt direkt an Cotchford Farm an und ist das reale Vorbild für den Hundert-Morgen-Wald in den Pu-Büchern. „Ursprünglich haben wir mit dem Gedanken gespielt, unsere eigene Pooh Bridge zu errichten“, gibt Camilla Stephenson zu. „Es war schwierig, dort eine Crew unterzubringen und das Licht für Tag- und Nachtszenen zu setzen. Aber letztlich haben wir es doch geschafft.“
Alle Waldszenen wurden im Ashdown Forest und im Windsor Great Park gedreht. „Viele alte Bäume fielen in den realen Waldgebieten den Stürmen in den 1980er Jahren zum Opfer“, erklärt Stephenson. „Alles sollte aber so idyllisch und magisch wie nur möglich aussehen, das war uns wichtig. Deshalb filmten wir auch im Windsor Park, zur Ergänzung der Szenen, die wir im Ashdown Forest gedreht hatten.“ Für Regisseur Simon Curtis gehörte es zu den Highlights der Dreharbeiten, im Ashford Forest arbeiten zu können. „Es gibt dort eine Gedenktafel für Milne und Shepard, weil sie der Welt die Schönheit vom Ashford Forest nahegebracht hatten“, erzählt Curtis. „Domhnall und Stephen saßen beim Drehen exakt auf dem Felsen, wo auch die realen Vorbilder für diese Figuren gesessen hätten. Das war ein sehr besonderer Moment für mich.“
Das Haus der Milnes in London ist der komplette Gegensatz zu dieser ländlichen Idylle. Mithilfe von Fotografien aus der Zeit erweckte Produktionsdesigner Roger das Stadthaus der Milnes in Chelsea an anderer Stelle zum Leben. Und zwar in Norney Grange, einem 1897 erbauten Herrensitz im kleinen Dorf Shackleford in der Grafschaft Surrey. Darüber hinaus errichtete er ein Außen-Set als architektonisches Double für die Szenen in London. „Wir hatten das Glück, dass wir uns das Originalhaus in Chelsea ansehen konnten“, bemerkt Roger. „So konnten wir dieses sehr isoliert direkt unter dem Dach liegende Zimmer nachbauen. Es gibt sogar eine alte Fotografie, auf der man Christopher entdecken kann, der dort in einer dunklen Ecke sitzt.“
Im Film sind noch weitere Originalschauplätze zu sehen. So etwa Knebworth House, ein im gotischen Stil erbautes Landpfarrhaus, außerdem das Savoy Theatre, ein Schmuckstück der viktorianischen Architektur, und schließlich auch der Londoner Zoo, in dem Christopher Robin tatsächlich einen Bären in seinem Gehege mit Honig gefüttert hatte. Die Filmemacher konnten in dem Originalgehege drehen, das längst nicht mehr benutzt wird.
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