Filmstart: 21. April 2022
In Robert Eggers Racheepos „The Northman“ kehrt Wikingerfürst Amleth (Alexander Skarsgård) nach Island zurück, um seine Mutter Gudrun (Nicole Kidman) zu retten und Vergeltung für den Mord an seinem Vater Aurvandil (Ethan Hawke) zu üben. Zum Schauspielensemble gehören außerdem Anya Taylor-Joy („Das Damengambit“), Claes Bang, Willem Dafoe sowie die isländische Kultmusikerin Björk.
Während der Großteil des Filmes in Island spielt, befinden sich die Drehorte in Realität in Nordirland. Szenenbildner Craig Lathrop begann dort bereits Ende 2019 mit dem Bau wichtiger Kulissen für diverse Schauplätze, darunter König Aurvandils Inselkönigreich und das slawische Dorf, in dem Amleth und seine Berserker ihren blutigen Raubzug starten. Im März 2020 schlug dann plötzliche die Corona-Pandemie zu und die Produktion wurde erst einmal lahmgelegt.
Vor Corona sah der Drehplan noch vor, dass zur Hälfte in Island und zur Hälfte in Nordirland gedreht werden würde, in der üppig grünen ländlichen Umgebung von Belfast, wo auch „Game of Thrones“ acht Staffeln lang entstanden ist. Location Managerin Naomi Liston, die bereits an „Game of Thrones“ mitgewirkt hatte, wusste, dass die Produktion Island mühelos in Nordirland würde nachbauen können. Als es zum Lockdown kam, fasste Regisseur Eggers dann den Beschluss, den Großteil des Films dort zu drehen, wo Lathrop bereits mit dem Bau von wichtigen Kulissen begonnen hatte.
Lathrop begann seinen Szenenbildprozess mit dem Langhaus von Aurvandils Inselkönigreich, das an der Spitze von Torr Head an der nordirischen Antrimküste entstand, einer schroffen Landzunge mit spektakulärem Ausblick auf das Mull of Kintyre in Südwestschottland. Zu diesem Set gehörte auch ein Tempel, in dem der zehnjährige Prinz Amleth sein Männlichkeitsritual absolviert, sowie ein Schlafzimmer, das Aurvandil und Gudrún miteinander teilten.
„Wir wissen nicht gerade viel über die Gebäude der Wikingerzeit, da es keine mehr gibt. Alles, was uns zur Verfügung steht, sind Pfahllöcher im Boden, also mussten wir uns mithilfe von 3D-Computermodellen vorstellen, wie sie ausgesehen haben könnten“, so Lathrop. „Ich verließ mich auf unsere akademischen Fachleute, die uns halfen, Kulissen in die Realität umzusetzen, die die Macht und Herrlichkeit von König Aurvandil widerspiegelten.“
Lathrop schuf 3D-Modelle der kunstvoll bearbeiteten Säulen, die man in skandinavischen Königsbehausungen des 10. Jahrhunderts entdeckt hatte, und schickte diese an Bildhauer, die dann Kopien aus Ton herstellten, die wiederum vergipst und bemalt wurden. Schmiede schufen Eisenwaren für die Türen, Möbel wurden anhand von Darstellungen der Epoche entworfen und gebaut und Wandteppiche wurden am Computer designt und in Indien gewebt und bestickt.
Lathrop fährt fort: „Eine zusätzliche Herausforderung war es, die verschiedenen Gebäude maßstabsgetreu im Stil der Slawenzeit zu gestalten und sie mit Stroh abzudecken und zu bemalen. Und das war nur das Äußere. Im Inneren des Tempels, in dem Björk ihren großen Auftritt hat, gibt es vieles zu sehen und anzufassen: Götzen, Skulpturen, Metallamulette.“
Für Fjölnirs Hof und das ihn umgebende isländische Dorf, ursprünglich für eine Konstruktion am Originalschauplatz eingeplant, verwendete Lathrop den Ort Carncastle, eine kleine Pfarrgemeinde in der nordirischen Provinz Ulster. Die Herausforderung war hier, ein Wikingerdorf unter minimaler Verwendung von Holz und Bäumen zu bauen, da die isländischen Höfe im 10. Jahrhundert aus Torf bestanden. In Zusammenarbeit mit der Ausstattungsabteilung, dem Konstruktionsteam und der Bepflanzungsabteilung konstruierte Lathrop diverse Torfbauwerke, die aufgrund der Unterbrechung der Dreharbeiten neun Monate lang standen.
„Die Auszeit des Drehs ermöglichte es den Konstruktionen, zu wachsen und sich in die Landschaft einzufügen, und als wir im August zurückkamen, war der Torf wild zu einer Kulisse herangewachsen, wie ich sie von Anfang an gewollte hatte“, so Lathrop. „Irland hatte diesen Sommer eine Dürre durchgemacht, aber unsere Greenskeeper hatten die Sets regelmäßig bewässert, sodass sie wachsen und gedeihen konnten. Es war das erste Set, das ich gießen musste, aber es war eine Meisterleistung ökologischen Szenenbildes.“
Für das große Finale des Films, einen Showdown zwischen Amleth und Fjölnir vor dem aktiven Vulkan Hekla auf Island, entschied sich Lathrops Team für den Drehort Boghill Quarry in Antrim County in Nordirland. Mithilfe schwerer Maschinerie zur Formung der Landschaft brachten sie 15 Tonnen schwarzen Sands als Double für den Vulkan zum Drehort und zogen Gräben für das VFX-Team hindurch, das dann in der Post-Production echt aussehende Lava einfügte. Die Crew drehte bei eisig kaltem Wetter in dem Steinbruch, wobei die beiden Hauptdarsteller bis auf hautfarbene Tangas nackt waren. Skarsgård sagt über die dortigen Filmaufnahmen: „Die finale Kampfsequenz war das Verrückteste, was ich je gedreht hatte.“
Weitere Hintergründe zur Produktion und den Drehorten:
Alicia Malone Explores The Northman’s Film Locations
Verwandte Artikel im Reiseblog:
Die Game of Thrones Highlights in Nordirland
Island – Surreale Filmkulisse