Basilika, Kloster Eberbach © Andrea David

Ein Kloster im Namen der Rose

Seit über 30 Jahren sind das Kloster Eberbach, ehemalige Wirkungsstätte der Zisterzienser, und der weltbekannte Film „Der Name der Rose“ nun schon miteinander verbunden. Denn mitten im Rheingau wurde Regisseur Jean-Jacques Annaud 1985 auf der Suche nach einem passenden, mittelalterlichen Kloster für die Innenaufnahmen des Films fündig. Höchste Zeit für mich dem Kloster nach langer Zeit mal wieder einen Besuch abzustatten und mich dort auf die Spuren von William von Baskerville (Sean Connery) und dem Novizen Adson von Melk (Christian Slater) zu begeben.

Kloster Eberbach © Andrea David
„Der Name der Rose”-Drehort Kloster Eberbach © Andrea David

Meine erste Station ist der Hospitalkeller, zu dem man nur bei Weinproben und Filmführungen Zugang bekommt. In „Der Name der Rose“ sitzen die Mönche hier an einer langen Tafel zum Abendessen. Die vielen Fässer hat man für den Schauplatz des Refektoriums entfernt und anschließend zurückplatziert. Überraschenderweise steht hier noch immer ein Filmrequisit: die Kanzel, auf der im Film Volker Prechtel als Malachias von Hildesheim spricht. Da es in diesem Keller auch im Sommer nie wärmer als 12 Grad wird, lagern hier viele kostbare Weine, teils noch aus dem 18. Jahrhundert, ab 1848 sogar von jedem Jahrgang. Ab und zu werden einzelne Flaschen aus der „Schatzkammer“ versteigert.

Hospitalkeller, Kloster Eberbach © Kloster Eberbach

Im ebenso kühlen Cabinetkeller entstand die Gerichtsszene, aber auch die Aufnahmen, in denen Adson von Melk vom namenlosen Bauernmädchen (Valentina Vargas) verführt wird, sowie die Kulisse mit den großen Badebottichen. Sean Connery war hier während der Dreharbeiten im Winter wohl schrecklich kalt und war froh über eine Wärmflasche auf seiner Glatze. Apropos Cabinet… die Prädikatsbezeichnung Kabinett, die heute im Weingesetz verankert ist, fand tatsächlich im Kloster Eberbach ihren Ursprung.

Szene aus „Der Name der Rose” im Cabinetkeller, Kloster Eberbach © Constantin Film

Der Kapitelsaal wurde als Versammlungsraum für einen Streit zwischen Vertretern des Kaisers und solchen des Papstes über die Rolle der Kirche benutzt. Weitere Filmaufnahmen entstanden im Kreuzgang, wo heute die Schwalben nisten. Der „Geheimgang der Mönche“ wird von Fledermäusen bewohnt.

Kreuzgang, Kloster Eberbach © Andrea David
Kapitelsaal, Kloster Eberbach © Kloster Eberbach
Filmszene aus „Der Name der Rose” im Kreuzgang, Kloster Eberbach © Andrea David / Constantin Film

Die Tür zum geheimnisvollen Bibliotheksturm befindet sich im Dormitorium des Klosters und führt in Wahrheit zum Dachstuhl (das Innere der treppenreichen Bibliothek war ein Set in den Cinecittà Studios). Der frühere Schlafsaal der Mönche diente im Film als Schreibstube, in der William von Baskerville die ersten Hinweise auf die Mordserie findet. An der Treppe hinauf zum Dormitorium kann man noch einige Requisiten des Filmes sehen.

Die Tür zum Bibliotheksturm in „Der Name der Rose”, Dormitorium, Kloster Eberbach © Andrea David
Dormitorium, Kloster Eberbach © Andrea David
Requisiten aus „Der Name der Rose”, Kloster Eberbach © Andrea David

Seit März 2017 gibt es in einer vom Saal abgetrennten Kammer sogar eine Video-Installation zu „Der Name der Rose“. In dieser nimmt der damalige Betriebsleiter des Kloster Eberbach Günter Ringsdorf, der den Mut hatte der Produktion um Bernd Eichinger den gewünschten Drehort zuzusagen, die Besucher mit auf eine 28-minütige Reise zu den Schauplätzen des Films. Außerdem verrät er einige Anekdoten zu den Dreharbeiten, die dem Kloster schließlich zu internationaler Bekanntheit verhalfen.

Video-Installation zu „Der Name der Rose”, Kloster Eberbach © Andrea David

In der Basilika wurde für den Film ein Chorgestühl aufgebaut und zum ersten Mal nach fast 200 Jahren ertönten in dem alten Gemäuer beim Dreh zu „Der Name der Rose“ wieder die Stimmen der (Film-)Mönche. Mit Rücksicht auf den Denkmalschutz des Bauwerkes wurde mit wieder entfernbaren Requisiten, die zum Teil heute noch während der Besichtigung des Klosters zu sehen sind, gearbeitet. Beispielsweise steht die Säule, auf der im Film die Madonna thront, zu der Adson betet, noch in der Basilika. Leicht kann sie hier mit einem historischen Relikt verwechselt werden.

Basilika, Kloster Eberbach © Andrea David
Säule aus „Der Name der Rose”, Basilika, Kloster Eberbach © Andrea David

Als der Chef von Sky Deutschland bei einer Weinführung durch das Kloster die Basilika sieht, ist er so begeistert, dass er sich entscheidet, die aufwändigen Werbetrailer für den Start der 5. Staffel von „Game of Thrones“ hier produzieren zu lassen. Trotz digitaler Nachbearbeitung ist der Schauplatz gut zu erkennen, mal mit dem Eisernen Thron und mal mit Zwerg Tyrion und Drache. Peter Dinklage wurde für die kurze Aufnahme allerdings gedoubelt.

Basilika, Kloster Eberbach © Andrea David

Neben „Der Name der Rose” wurden im Kloster Eberbach auch noch weitere Kinofilme gedreht. Den ersten Filmdreh im Kloster gab es bereits 1951 für den US-amerikanischen Spielfilm „Entscheidung vor Morgengrauen” mit Hildegard Knef. 1954 folgte mit „Martin Luther“ die erste amerikanisch-deutsche Koproduktion nach dem Krieg. Zu den neueren Produktionen gehören der Historienfilm „Vision - aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ (2009) oder auch die Terra X-Reihe „Imperium“, durch die Maximilian Schell von 2004 bis 2011als Erzähler führte.

Kreuzgarten, Kloster Eberbach © Andrea David

Gerne hätte man Sean Connery zum 25-jährigen Jubiläum des Filmes noch einmal in das Kloster eingeladen, doch leider lehnte seine Managerin bereits im Vorfeld ab: „Sir John has retired. We must respect.“ Andere Schauspieler verlangten teure Gagen. Doch 2014, zwei Jahre vor seinem Tod, besuchte der „Der Name der Rose“-Autor Umberto Eco erstmals das Kloster. Obwohl der Film an mehreren Stellen von seiner Buchvorlage, die sich weltweit rund 30 Millionen Mal verkauft hat, abweicht, hatte Eco großen Respekt vor Jean-Jacques Annauds filmischer Umsetzung. Im Goldenen Buch des Klosters verewigte er sich mit „Umberto Eco, 1327 - 2014“.

 

Tipp für Filmfans: Einmal im Jahr wird im Kloster Eberbach „Der Name der Rose“ auf der großen Leinwand gezeigt, jeweils am dritten Septemberwochenende. Etwa 600 Leute finden dazu in der Basilika Platz. Die nächsten Kinovorstellungen sind am 14.9.18 in der deutschen Version sowie am 15.9.18 in der Originalversion mit deutschen Untertiteln.

 

Linktipps:
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„Der Name der Rose“ Filmtrailer
„Der Name der Rose“ auf DVD & Blu-ray
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