Das Image Südschwedens ist bei den Deutschen ohne Frage stark durch TV-Bilder geprägt. Einen bedeutenden Anteil daran haben die romantischen Liebesgeschichten von Inga Lindström, die zum großen Teil rund um Nyköping gedreht wurden und mit den Herrenhäusern und Schäreninseln ein geradezu kitschiges Bild des Landes zeichnen.
Eine eher düstere Seite präsentieren die Romane über die Figur des Kommissar Wallander von Henning Mankell, welche alle in und um Ystad spielen und dort auch verfilmt wurden. Doch aus Sicht von Kinderaugen und nostalgischen Erwachsenenaugen, sowie auf dieser Reise auch meinen, tut sich hier noch eine ganz andere Welt auf:
Die verspielte, abenteuerlustige, scheinbar grenzenlose Welt der Geschichten von Astrid Lindgren in der Region Småland.
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Villa Kunterbunt in Astrid Lindgrens Welt © Andrea David |
In Småland ist die berühmte Kinderbuchautorin selbst aufgewachsen. Über die für sie inspirierenden Orte der Region erzählt sie in der Autobiographie „Mein Småland“.
Rund um Vimmerby gibt es zudem zahlreiche Schauplätze und Drehorte der Geschichten von Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter oder Pippi Langstrumpf zu entdecken.
Astrid Lindgrens Näs
Meine Småland-Reise startet dort, wo alles begann: in Näs bei Vimmerby. Hier kam Astrid Lindgren 1907 zur Welt und hier lässt sich heute wunderbar in ihre Welt eintauchen, denn der Hof ist vollständig dem Andenken an die Schriftstellerin gewidmet. Selbst das Elternhaus, ein typisches rotes Holzhaus, steht hier noch unangetastet.
Einige Räume können im Rahmen von Führungen besichtigt werden, andere sind in privatem Gebrauch wie auch das benachbarte hellgelbe Haus, in dem Lindgrens Nachkommen wohnen. Im Garten befindet sich der riesige „Eulenbaum“, auf den schon die kleine Astrid mit ihren Geschwistern Gunnar, Stina und Ingegerd geklettert ist und der als Vorlage für Pippis großartigen Limonadenbaum diente.
Im Ausstellungspavillon können Groß und Klein per Audioguide auf eine Reise in Lindgrens Vergangenheit gehen.
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Astrid Lindgrens Elternhaus © Andrea David |
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Vorlage für den Limonadenbaum: Der Eulenbaum © Andrea David |
Astrid Lindgrens Värld
Vimmerby hat sich ganz seiner berühmtesten Tochter verschrieben und so findet man sogar auf dem Stortorget, dem Hauptplatz der Stadt, eine Skulptur der Autorin. Ihre Geschichten werden im Sommer tagtäglich in der „Astrid Lindgrens Värld“ inszeniert. Hier kann man die Mattisburg von Ronja und Birk erkunden, auf Pippis Pferd „Kleiner Onkel“ neben der Villa Kunterbunt sitzen, durch eine Miniaturausgabe von Vimmerby spazieren oder von Karlssons Dach rutschen.
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Stortorget Vimmerby, Schweden © Andrea David |
Es gibt zwar keine Fahrgeschäfte, außer einer kleinen Fahrt durch „Saltkrokan“, jedoch jede Menge Spielmöglichkeiten und Theateraufführungen. Wer möchte, kann sich hier mit Büchern und Filmen – die meisten jedoch auf schwedisch – oder passendem Spielzeug eindecken. Für den Freizeitpark sollte man schon mal einen ganzen Tag einplanen. Nebenan befindet sich übrigens auch ein Ferienhausdorf mit Hütten und Campingplatz.
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Mattisburg, Astrid Lindgrens Värld © Andrea David |
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Villa Kunterbunt, Astrid Lindgrens Värld © Andrea David |
Bullerbü
Mit weit weniger Inszenierung kommt man in Bullerbü, auf Schwedisch Bullerbyn aus, das in Wahrheit Sevedstorp heißt und etwa 20 Minuten westlich von Vimmerby liegt. Hier ist Astrid Lindgrens Vater, Samuel August Ericsson, im Mittelhof aufgewachsen und hier drehte Lasse Hallström 1986 seine Bullerbü-Filme, in denen die Lisa, Lasse Bosse und deren Nachbarn Ole, Kerstin, Britta und Inga eine schwedische Bilderbuchkindheit erleben.
Heute hüpfen hier die Touristenkinder fröhlich im Heu oder verstecken sich im Stamm einer riesigen Ulme. Der Hof kann kostenlos besucht werden, lediglich der einen kleinen Spaziergang entfernte Parkplatz kostet 40 Kronen Gebühr. Zur Anlage gehört außerdem ein kleines Café mit Souvenirshop.
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Bullerbü © Andrea David |
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Bullerbü Souvernirs © Andrea David |
Katthult
Das Highlight der Reise ist für mich der Drehort von „Michel aus Lönneberga„. Zwar gibt es den Ortnamen Lönneberga wirklich, gedreht wurde dort allerdings nicht. Der echte Katthult Hof, nämlich der Astrid Johannsson Gård, befindet sich im Örtchen Gibberyd, nur etwa 15 km nordwestlich von Bullerbü entfernt. Und mehr Idylle geht nicht!
Auch nach 50 Jahren ist dort fast noch alles so, wie damals bei den Dreharbeiten. Der kleine Faltplan, den man beim Eintritt erhält, erläutert genau, welche Szene an welcher Ecke gespielt hat. Da ist das Wohnhaus, in dessen Garten Klein Ida den Fahnenmast hochgezogen wurde, der Tischlerschuppen, in dem Michel seine Holzmännchen schnitzte, oder auch das Klohäuschen, in dessen Fenster Vater Anton unglücklich stecken blieb.
Die Bewohner des Hofes haben lange gewartet bis der Besucherstrom wieder abreißt, doch da die Filme auch im Ausland großen Erfolg hatten, kamen immer mehr Menschen. Heute hat man sich damit arrangiert und bietet im Sommer neben Parkplätzen auch Picknicktische und einen kleinen Laden mit Snacks und Souvenirs für die Besucher. Den Eintritt hab ich jedenfalls sehr gerne bezahlt.
Weitere Infos zum Katthult Hof
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Katthult Wegweiser in Gibberyd © Andrea David |
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Katthult Hof © Andrea David |
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Tischlerschuppen, Katthult Hof © Andrea David |
Filmdorf Småland
Den Abschluss meiner Tour bildet das Filmdorf Småland in Mariannelund, in dem mich verschiedene interaktive Ausstellungen und Originalrequisiten aus den Filmen hinter die Kulissen der Kinderfilm-Klassiker von Astrid Lindgren führen.

Ich kann wirklich jedem, der mit Astrid Lindgrens Geschichten aufgewachsen ist, eine Reise nach Småland empfehlen. Man fühlt sich fast selbst wieder als Kind. Oder um es mit Pippis Worten zu sagen:
„Ich mach‘ mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“
Aber das gilt für Filmtouristen ja sowieso…
Linktipps:
Astrid Lindgren Näs Vimmerby
Freizeitpark Astrid Lindgrens Värld Vimmerby
Bullerbü in Sevedstorp
Katthult in Gibberyd
Filmdorf Småland in Mariannelund
Urlaubsregion Småland
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