Wie kommt man eigentlich auf die verrückte Idee, eine Filmtourismus-Seite zu starten?
Das wurde ich schon vor zehn Jahren gefragt und oft auch noch heute. Mit einem Satz kann ich das unmöglich beantworten, mit einem kleinen Rückblick aber vielleicht schon:
Thema vor Blog
2004 habe ich in München Tourismusmanagement studiert. Mich hat vor allem fasziniert, was für unterschiedliche Motive und Sehnsüchte die Menschen haben, an einen anderen Ort zu reisen. In meiner Abschlussarbeit wollte ich daher – inspiriert durch eine Schottland-Reise sowie dem damaligen „Herr der Ringe“ Hype – den Einfluss von Filmen und Serien auf die Wahl des Reiseziels erforschen. So habe ich im Kino Fragebögen an Leute ausgeteilt die sich „Lost in Translation“ oder „Troja“ angesehen haben, hab nach Beispielen recherchiert und viele Filmtouren mitgemacht. Als großer Filmfan bin ich dann schnell selbst auf den Geschmack gekommen, hin und wieder an Filmdrehorte zu reisen.
Ende 2007 hatte ich schon einige Filmreisen hinter mir, war beispielsweise in North Carolina auf den Spuren von „Dawson’s Creek“, „Dirty Dancing“ und „Nell“ unterwegs gewesen, hab dem französischen Örtchen aus „Chocolat“ einen Besuch abgestattet und auf Ischia nach dem „Talentierten Mr. Ripley“ Ausschau gehalten. Die gesammelten Infos über die Orte wollte ich schließlich nicht nur für mich behalten, sondern auch mit anderen Filmfans teilen. So entstand vor 10 Jahren eine erste kleine Drehort-Datenbank. 2008 sah diese übrigens noch so aus:
Viele Leser freuten sich über die filmische Reiseinspiration, fragten mich nach weiteren Drehorten oder lieferten mir ihre Ideen und Infos. Die Website war sechs Jahre lang mein Hobby bis ich Ende 2013 aufgrund der gestiegenen Zugriffszahlen (und dem Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten) den Mut hatte, diese auch zu meinem Beruf zu machen. Heute umfasst die Seite fast 500 Artikel über Filmdrehorte. Jeden Monat lassen sich über 120.000 Leser zu eigenen Reisen auf den Spuren von Filmen und Serien inspirieren und gerade in den letzten zwei Jahren berichteten viele Medien im In- und Ausland über die Website. Neben dem Reiseblog gebe ich seit 2009 auch auf Facebook Reisetipps für Cineasten sowie seit 2014 auf Instagram, wo meine Fotos mittlerweile über 75.000 Filmfans aus der ganzen Welt erreichen. Als Reisebloggerin und Filmtourismus-Expertin schreibe, berate und spreche ich zum Thema.
Fragen über Fragen
10 Jahre Filmtourismus.de, höchste Zeit Euch 10 weitere, mir häufig gestellte Fragen zu beantworten:
Wie gehst du bei deiner Recherche vor?
Wenn ich Glück habe, bekomme ich Input zu den Drehorten von Tourismusverbänden, Sendern und Filmverleihern, mit denen ich häufig bei der Reiseplanung zusammenarbeite. Wenn es keine öffentlichen Informationen dazu gibt, ist es jedoch richtige Detektivarbeit: Vor jeder Reise die jeweiligen Filme ansehen, Filmstills mit Google Streetview vergleichen, immer wieder die Szenenfotos nach markanten Hinweisen absuchen und vor Ort viele Leute fragen. Netterweise schicken mir auch die Leser hin und wieder Infos zu Drehorten, die sie selbst entdeckt haben oder falls sich zwischenzeitlich etwas geändert hat, zum Beispiel ein Hotel oder Restaurant geschlossen hat. Das hilft mir die Seite aktuell zu halten.
Wie verdienst du dein Geld als Filmtouristin? Wie kannst du dir die vielen Reisen leisten?
Einige Recherchereisen und Setbesuche werden von Tourismusämtern, Reiseveranstaltern, Hotels, TV-Sendern oder Filmverleihern unterstützt, manche finden als Presse- oder Bloggerreise statt. Ist dies der Fall, befindet sich unter dem jeweiligen Reisebericht ein entsprechender Hinweis. Einnahmen erhalte ich über Provisionen für Einkäufe und Buchungen über Partnerlinks (Amazon, Get your Guide, Booking) auf der Website, durch Beratungsaufträge und Fachvorträge sowie Artikel für andere Websites, Magazine und Zeitungen.
Was gefällt dir an den Filmreisen?
Ich mag es, dass ich Orte so aus einem anderen Blickwinkel heraus entdecken kann, manche werden ja erst durch ihre Präsenz in Film bzw. Serie zu Sehenswürdigkeiten oder diese gewinnen damit noch an Bedeutung. Gebäude und Landschaften, mit denen man eine vertraute Geschichte verbindet, haben einfach eine besondere Aura, sind sozusagen filmisch aufgeladen. Vor Ort erlebt man ein schönes „Wie-im-Film”-Gefühl, vorausgesetzt man lässt die Illusion auch bewusst zu. Hin und wieder, wenn ich die Filme schon sehr lange kenne, schwingt natürlich auch etwas Nostalgie mit.
Kam es schon mal vor, dass du einen Drehort nicht besuchen konntest?
Das kommt schon ab und zu mal vor, vor allem, wenn ein Grundstück in Privatbesitz ist oder Sets wegen laufender Dreharbeiten abgesperrt sind. Da ich vor jeder Reise viel Zeit mit Recherchen verbringe, gibt es aber eigentlich selten große Enttäuschungen. Außer die Witterungsbedingungen spielen überhaupt nicht mit. Besonders schade ist es natürlich immer, wenn Drehorte abgerissen wurden oder sich keiner mehr darum kümmert.
Welchen Film magst du am liebsten?
Immer wenn ich diese Frage höre, schwirren bei mir 1000 Antworten gleichzeitig durch den Kopf. Aber wenn ich mich festlegen muss: Zurück in die Zukunft! Einer der wenigen Filme, die ich wirklich immer anschauen kann und bei dem ich sofort gute Laune bekomme. Meine Lieblingsszene: „Ich schätze ihr seid wohl noch nicht so weit… Aber eure Kinder fahr’n da voll drauf ab!“
Welchen Schauspieler würdest du gerne einmal treffen?
Matt Damon! Er soll unglaublich sympathisch und witzig sein. Gerne auch Bill Nighy, wobei ich bei einem zufälligen Treffen in London kein einziges Wort herausbrachte… Und natürlich Kit „Jon Snow“ Harington!
Welche sind deine Lieblingsschauspieler?
Mads Mikkelsen und Robin Wright
Welche sind deine bisherigen Lieblingsdrehorte?
Hier meine derzeitige Top Ten in zufälliger Reihenfolge:
Das Kellerman’s Resort aus „Dirty Dancing“
Die „Pferdeflüsterer“ Ranch in Montana
Das Örtchen Juliette aus „Grüne Tomaten“
Das „Shining“ Hotel in Colorado
Westeros in Nordirland
Die “Rambo”-Stadt Hope in Kanada
Die „Walking Dead“ Drehorte in Georgia
Südengland & London
Island im Winter
und immer wieder North Carolina, wo bereits 2005 meine erste große Filmreise hinging
Welche Drehorte möchtest du unbedingt noch sehen?
Die griechische Insel aus „Mamma Mia“
Die Star Wars Drehorte in Tunesien
Martha’s Vineyard aus „Der weiße Hai“ (2018 besucht!)
Mittelerde, also Neuseeland
Den „Jurassic Park“ Drehort auf Hawaii (2019 geschafft!!)
und und und… die Liste ist lang!
Nervt dich das Thema Filmtourismus nach so einer langen Zeit nicht auch mal?
Manchmal wundert es mich selbst, dass ich auch nach 10 Jahren immer noch richtig Bock auf das Thema habe. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass es ja immer wieder neue tolle Filme, geniale Serien sowie spannende Drehorte gibt. Es wird nie langweilig!
Da ich mittlerweile so viel beruflich an Drehorte komme – früher waren es ja fast ausschließlich private Reisen – versuche ich einen Teil meines Urlaubs auch mal an Orten zu verbringen, die gar nichts mit Filmen zu tun haben. Wobei ich dann oft wieder zufällig über Drehorte stolpere… Und auch in meiner Wahlheimat Hamburg findet man sie ja an jeder Ecke!
Lieben Dank an alle Leser, die der Seite schon lange die Treue halten, fleißig kommentieren, konstruktives Feedback geben, eigene Erfahrungen weitergeben und mich mit lieben Nachrichten motivieren, immer weiterzumachen!! Ihr seid großartig! Auf die nächsten 10 Jahre…
Ihr habt noch weitere Fragen? Dann hinterlasst hier gerne einen Kommentar.
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