Steven Gätjen im Interview, Jupiter Award, Berlin © Andrea David

Im Schnack: Moderator Steven Gätjen

Steven Gätjen ist nicht nur einer, der problemlos alles wegmoderiert und dabei regelmäßig auf dem Roten Teppich und im Fernsehen zu sehen ist, sondern vor allem selbst ein riesengroßer Filmfan. Grund genug mit ihm einmal über seine Filmleidenschaft, die Interviews mit den großen Stars, seine Heimatstadt Hamburg und natürlich die Sehnsucht nach filmischen Reisezielen zu sprechen.

 

Steven, auf Filmtourismus.de geht es um Reisen zu berühmten Drehorten. Bist du schon einmal an den Drehort eines Filmes gereist?

Steven: Ja, das großartige und schöne ist ja, dass ich nicht nur als Cineast, sondern ab und zu auch in meiner beruflichen Funktion Setbesuche machen darf. Durch die Oscars bin ich häufig in Los Angeles gewesen und da gibt es ja eine Fülle an Drehorten wie z.B. der Strand von Santa Monica, wo „Baywatch” gedreht wurde.

Ich war in den Warner Bros Studios am Set von „Ocean’s Twelve”, in den Weta Studios in Neuseeland beim Dreh von „Der Herr der Ringe”, in London sowohl in den Leavesden Studios, wo „Harry Potter” gedreht wurde, als auch in den Pinewood Studios, wo die „James Bond”-Filme entstanden. In Schweden war ich schon öfters an den Drehorten, an denen mein Bruder die ganzen ZDF-Krimiserien dreht. Ich genieße das immer total und finde es toll, in die Filmwelt einzutauchen.

 

Los Angeles © Andrea David
Los Angeles © Andrea David

 

Es gab ja mal eine zeitlang die Angst von den Filmfirmen, dass der Blick hinter die Kulissen die ganze Illusion raubt, die der Film erzeugt. Aber für mich hat es das noch viel spannender gemacht. Es zeigt noch mal mehr, was für eine großartige Magie von Filmen ausgeht und wie viele Leute daran eigentlich arbeiten. Es ist ja immer einfach zu sagen „Oh Gott, was für ein grauenhafter Film”, aber wenn man sieht was für eine unfassbare Power in so ein Projekt geht, steigert das meine Wertschätzung. Vielleicht bin ich deshalb auch ein wenig entspannter in der Kritik, weil ich immer denke, man hat da viel Kraft und Zeit investiert. Deswegen bekommt jeder Film eine Chance und dann muss man schauen, ob dieser auch wirklich Sinn und Spaß macht.

 

Gibt es eine Filmproduktion, bei der du gerne live dabei wärst?

Steven: Ich würde mir gerne mal so ein James-Cameron-Set aus einer der Fortsetzungen von „Avatar” anschauen und dort mitbekommen, wie eine spektakuläre Actionszene gedreht wird. Bei so einem Stunt wird ja nichts dem Zufall überlassen, weil das sonst für alle Beteiligten zu gefährlich wird. Das ist bis ins kleinste Detail akribisch geplant und inszeniert. Und mich interessiert diese Logistik, diese Dimension und Größe.

 

Abseits der Setbesuche… gibt es da einen Drehort, den du gerne einmal sehen würdest?

Steven: Ja, ich würde sehr gerne das Anwesen oder Schloss von „Downton Abbey” in England sehen, weil das so eine geniale Serie ist. Und ich möchte mal die Originaldrehorte aus „Die Goonies” in Oregon besuchen, da ich den Film mit meiner Jugend verbinde.

 

Highclere Castle, Hampshire, England © Andrea David
Highclere Castle, Hampshire, England © Andrea David

 

Welche Serien schaust du neben „Downton Abbey” sonst noch gerne?

Steven: Ich bin Parallelgucker, weil ich so viel nachzuholen hab. Ich hab jetzt gerade „Fargo” angefangen, versuche wieder bei „Game of Thrones” reinzukommen, da ich das lange hab liegen lassen, und will mir unbedingt noch „Broadchurch” ansehen. Das sind alles echt tolle Sachen, die unfassbar gut geschrieben sind. „The Knick” und „Entourage” stehen dann als nächstes auf dem Plan.

 

Soweit ich weiß, bist du bekennender Star Wars Fan. Hast du auch schon mal einen der Star-Wars-Drehorte besucht oder gibt es da einen Schauplatz, den du gerne einmal live sehen würdest?

Steven: Ich bin ja einer Generation angehörig, in der es diese Diskussion „Star Trek” oder „Star Wars” gab. Da war die Antwort für mich ganz klar „Star Wars”. Ich konnte früher nichts mit „Star Trek” anfangen. Alles rund um Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Han Solo hat mich dagegen absolut gepackt. An den Drehorten war ich leider noch nie, aber da hast du bei mir den absolut richtigen Punkt getroffen. Ich hätte schon großen Bock so ein Nostalgie-Trip zu machen und mir die ganzen Orte einmal live anzusehen.

 

"Star Wars" Drehort Villa del Balbianello, Lago di Como, Italien © Andrea David
„Star Wars” Drehort Villa del Balbianello, Lago di Como, Italien © Andrea David

 

Du bist in Hamburg aufgewachsen und lebst jetzt auch hier. Welche Hamburger Ecken gefallen dir besonders gut?

Steven: Hamburg ist eine schöne Stadt und mein Lebensmittelpunkt, auch wenn ich viel unterwegs bin. Hier sind meine ganzen Freunde, meine Geschwister, meine Eltern. Ich liebe das Falkensteiner Ufer, da habe ich viele großartige Nachmittage und Abende verbracht, ob das beim Grillen oder beim Beachvolleyball war. Und ich bin gerne am Bismarckstein, weil man von dort oben so großartig auf die Elbe gucken kann. Ich bin überhaupt ein großer Fan der Elbe, da sie für mich einfach eine große Freiheitsbedeutung hat.

 

Welche Hamburger Drehorte kommen dir als erstes in den Sinn?

Steven: Der große Klassiker unter den Drehorten ist natürlich die Reeperbahn. Da hat man oft das Gefühl, es ist eine riesengroße Filmkulisse, aber es ist alles echt. Der Hafen hat so etwas Raues. Es gibt da diesen einen „Lethal Weapon”-Film, in dem ganz viel im Hafen mit Containern stattfindet. Da denke ich immer, das hätten sie genauso gut in Hamburg drehen können.

 

Filmstadt Hamburg © Andrea David
Filmstadt Hamburg © Andrea David

 

Wie heißen deine liebsten Kinos in Hamburg?

Steven: Früher war ich oft im Grindelkino, das es jedoch leider nicht mehr gibt. Dafür mag ich nun das Abaton sehr gerne und kenne auch den Chef Matthias Elwardt sehr gut. Der macht da ein Sensationsprogramm, das sowohl eine künstlerische als auch sehr persönliche Note hat. Total begeistert bin ich vom Savoy Kino, weil ich Filme einfach gerne im Original anschaue. Und ich bin natürlich durch die ganzen Pressevorführungen oft im Cinemaxx am Dammtor, was mir auch gut gefällt. Hamburg hat viele schöne Kinos, wie beispielsweise auch das Zeise in der alten Schiffsschraubenfabrik oder das Holi Kino, das ganz anders aufgebaut ist, als man es normalerweise gewöhnt ist. Ich finde es toll, dass es in Hamburg einen Mix aus Blockbuster- und Art-House-Kinos gibt. Noch ein paar mehr Kinos mit persönlicherer Note würden der Stadt aber gut tun.

 

Du hattest ja auch schon weniger schöne Kinoerlebnisse. Magst du hier bitte noch einmal von deinem „Hockbuster” erzählen?

Steven: Ach ja, da war ich als Teenager mit meinem damaligen Date in „Karate Kid” 2 im UFA-Palast am Gänsemarkt und war natürlich ganz aufgeregt. Die Vorstellung war ausverkauft, es gab damals keine Sitzplatzkarten, sondern freie Platzwahl. Als wir ins Kino kamen, war alles komplett voll, bis auf zwei Plätze nebeneinander direkt in der Mitte der Zuschauer. Ich dachte, das wird jetzt der geilste Abend aller Zeiten. Aber als wir dort ankamen, fehlte einer der beiden Sitze komplett. Dann habe ich zwei Stunden in der Hocke verbracht, hab den Film nicht wirklich genossen und das Mädel, das dabei war, war natürlich auch ziemlich genervt.

 

Auf deiner Facebook-Seite liest man ab und zu etwas zu FredCarpet. Worum geht es dabei?

Steven: FredCarpet ist aus meiner Leidenschaft für das Thema Kino entstanden und so ein wenig aus dem Frust heraus, dass das Thema im Fernsehen meist nur oberflächlich behandelt wird. Ich hatte großartige Interviews mit echt fantastischen Leuten und dann sind davon so etwa anderthalb Minuten in irgendwelchen Boulevard-Magazinen gelandet, wo es dann nur darum ging, wer mit wem tanzt oder wer Tom Cruise mag und wer nicht. Dabei ging es in den Gesprächen doch vor allem um die Filme und wie diese entstanden sind.

Der Freund und Partner, mit dem ich das zusammen mache, der produziert seit Jahren schon die Oscars. In Los Angeles haben wir zusammen gesessen und nach einigen Pitches beschlossen, wir machen das jetzt selbst. FredCarpet ist für Leute gedacht, die Filme lieben und sich mit diesem Thema gerne intensiv auseinander setzen. Wenn die Stars von sich aus auch mal was Privates erzählen ist das okay, aber wir wollen kein Boulevard-Magazin sein.

 

Du hattest ja schon unzählige Schauspieler und Regisseure am Mikro…

Steven: Ja, das möchte ich in keinster Art und Weise missen. Wenn man sich mit Leuten unterhält, die in diesem Genre mit ganz viel Engagement dabei sind, machen die Interviews einfach unheimlich viel Spaß. Wenn man sich darauf gut vorbereitet und den Film auch gesehen hat, dann sind Gespräche sehr viel einfacher und runder. Das genieße ich total. Egal, ob das jetzt ein Will Smith ist, ein Ian McKellen oder auch ein Nachwuchsschauspieler.

 

Gibt es auch anstrengende Interviewpartner?

Steven: Ich hatte mal einen Termin mit Denzel Washington, wo alle vorher gesagt haben, „Pass bloß auf, der hat schlechte Laune”. Als ich dann mit ihm gesprochen habe, hat sich herausgestellt, dass er in den vorigen Interviews nur blöde Sachen gefragt worden ist, einfach nichts was mit seinem Film oder Schaffen zu tun hat. Da ist es logisch, dass er keine richtige Lust mehr hatte. Die Herausforderung besteht dann darin, trotzdem in einen guten Rhythmus mit seinem Gesprächspartner zu kommen. Es gibt natürlich auch wortkarge Leute, wie z.B. Harvey Keitel. Das darf man dann aber nicht zu ernst und persönlich nehmen. Jeder hat mal einen schlechten Tag, egal ob Superstar oder du oder ich und daraus macht man dann halt das Beste.

 

Wird man dich künftig vielleicht auch mal wieder bei der Oscar Red Carpet Show sehen?

Steven: Das steht derzeit noch in den Sternen. Ich bin auf der einen Seite natürlich heiß wie Frittenfett auf die Oscars und die Globes. Auf der anderen Seite sage ich mir, hey, ich war 15 Mal am Roten Teppich bei den Oscars und das kann dir kein Mensch mehr nehmen. Also wenn es passt, mache ich das sehr gerne, wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. Es gibt genügend andere cineastische Geschichten, auf die ich mich freuen kann. Für FredCarpet und künftig vermutlich auch im ZDF, wo es ein neues Kinomagazin mit mir geben wird. (Update: Steven wird 2017 wieder die Stars am Roten Teppich bei den Oscars interviewen und seine Sendung „Gätjens großes Kino” läuft monatlich im ZDF)

Film ist für mich etwas, das mich schon seit langer Zeit verzaubert und begeistert. Deswegen finde ich auch solche Sachen, wie du sie hier machst und mit viel eigenem Ansatz pushst, großartig. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß und Erfolg dabei.

Vielen Dank, Steven!

 

Das Interview mit Steven Gätjen wurde am 27. April 2016 geführt.

 

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