And the winner is… Scotland! „Yes!“ höre ich mich darauf laut sagen, denn als ich die Nachricht bekomme, befinde ich mich, wie der Zufall es will, gerade auf Drehorttour durch die schottischen Highlands.
Die Leser von USA Today haben Schottland trotz harter Konkurrenz als „Best Cinematic Destination“, also sozusagen bestes Reiseziel für Filmtouristen gekürt. Und auch, wenn ich es selbst schwierig finde, mich für eines entscheiden zu müssen: Die Wahl geht für mich absolut in Ordnung! Denn hier fand mein Interesse an Filmschauplätzen seinen Ursprung.
Schottland war Filmkulisse für „Trainspotting“ und „Local Hero“ sowie natürlich Schauplatz für Mel Gibsons „Braveheart„. James Bond verschlägt es schon in „Die Welt ist nicht genug“ und zuletzt auch in „Skyfall“ in das Land.
Das Eilean Donan Castle aus „Highlander“ und das Glenfinnan-Viadukt aus „Harry Potter“ gehören zu den berühmtesten Drehorten überhaupt und in der Serie „Outlander“ hat Schottland mit seinem Hochland eine weitere Hauptrolle ergattert hat.
Schon die Bücher von Diana Gabaldons Highland-Saga hatten eine riesige Fangemeinde. Die Verfilmung ließ reale Orte teil der fiktiven Geschichte um Claire & Jamie werden und damit zu Sehnsuchtsorten der Outlander-Fans.
Bei meiner Recherchereise stoße ich jedoch nicht nur auf neue Drehorte, sondern auch auf ein paar alte Leinwand-Bekannte.
Bei der Ankunft in Edinburgh fühle ich mich mit Blick auf die grauen Häuserfassaden, das Kopfsteinpflaster und die kleinen Gässchen (Closes) der Royal Mile gleich wieder wie zu Hause.
Am Castlehill, dem oberen Teil der Einkaufs- und Flaniermeile, stellt sich ein Mann mit langen Haaren, blau gefärbtem Gesicht und rustikaler Montur als „Braveheart“-Motiv zu Verfügung.
Als Filmfan sollte man auf einen Kaffee im „Elephant House“ unweit der Royal Mile vorbeischauen.
Es handelt sich zwar um keinen Drehort, jedoch dem „Birthplace of Harry Potter“: hier schrieb J. K. Rowling den ersten Band „Harry Potter und der Stein der Weisen„. Vom hinteren Teil des Cafés hat man übrigens einen schönen Blick auf das Castle.
Die Stadt bleibt für mich wohl auf immer mit „Trainspotting“ verbunden, obwohl der Film in Wahrheit zum großen Teil in Glasgow gedreht wurde.
Südlich von Edinburgh befindet sich ein romantischer „Outlander„-Drehort, nämlich die Glencorse Old Kirk, in der sich Claire und Jamie das Ja-Wort geben. Leider ist diese nicht öffentlich zugänglich, man kann in der Kirche und dem umgebenden Anwesen und Garten aber seine eigene Hochzeit feiern.
Nur fünf Autominuten weiter erreicht man die Rosslyn Chapel, die in „The Da Vinci Code – Sakrileg“ auf Robert Landgons Gralsuche zu Filmehren kam.
Am nördlichen Rand von Edinburgh liegt das Hopetoun House, das in der Serie „Outlander“ als Herrenhaus des Herzogs von Sandringham zu sehen ist.
Und noch etwas weiter entfernt gelangt man zum Blackness Castle mit Blick über den Firth of Forth. Es übernahm die Rolle als Hauptquartier von Black Jack Randall in Fort William.
Hier wurden die Szenen von Jamies Inhaftierung und auch Folter gedreht. Für die nächtliche Szene, in der Jamie flieht, nutzte man Heliumballons als Mondlicht.
Die nicht informierten Bewohner auf der anderen Seite des Meeresarmes meldeten daraufhin schon seltsame Vorkommnisse bei der Polizei.
Auf dem Bild seht Ihr übrigens Fahrer und Guide MacKenzie Dalrymple, kurz Mac, der unsere Gruppe auf der Outlander-Spurensuche stilecht im Schottenrock begleitet und sich sowohl hinsichtlich schottischer Geschichte, Kultur und alten Sagen als auch filmischen Werken bestens auskennt. Als häufigste Antwort auf meine vielen Fragen bekomme ich von ihm ein schottisch sympathisches „Aye!“ zu hören.
Nicht weit von Blackness befindet sich das Linlithgow Palace, in dem man für „Outlander“ die Gefängnisszenen drehte. Dort darf ich nicht nur dem live vorgetragenen Titelsong der Serie, dem Skye Boat Song, lauschen, sondern treffe auch auf Anne Daly, die früher im Finanzsektor tätig war, nun aber lieber spezielle Touren für Outlander-Fans anbietet. „Die Schotten selbst sind noch nicht so auf den Geschmack gekommen, da die Serie nicht im Free-TV läuft, aber wir haben viele Teilnehmer aus England und den USA“, sagt sie.
Die Mary’s Meanders Touren werden über den Sommer immer donnerstags angeboten und werden nach Besuch der Drehorte mit einem „Dinner & Show“ abgeschlossen. Bei den dort angebotenen Speisen hat man sich von dem Blog „Outlander Kitchen“ inspirieren lassen. Wirklich köstlich! Bevor es weitergeht, nutze ich noch „Papp-Star“ Jamie Fraser für ein kleines Erinnerungsfoto.
Eine der nächsten Stationen ist Doune Castle, das in „Outlander“ als fiktive Burg Leoch, Heimat des MacKenzie Clans, in Erscheinung tritt. Für Kulissenaufbau und Dreh wurde es ganze zwei Monate in Beschlag genommen. Die Küche baute man eins zu eins im Studio nach, da man sonst das ganze Equipment durch das kleine Eingangstor hätte befördern müssen.
Doune Castle diente auch schon in der ersten Staffel von „Game of Thrones“ als Burg Winterfell, aber war eigentlich schon sehr viel früher ein Filmstar: schon 1974 spielte die Burg in Monty Pythons „Die Ritter der Kokosnuss“ gleich mehrere Rollen als Camelot, Castle Anthrax und Swamp Castle. Geschätzt 80% des Filmes wurden hier gedreht.
Hier wurde also einst der „trojanische Hase“ hineingeschmuggelt, ertönte das beliebte Filmzitat „Eines Tages, Junge, wird all das dir gehören!“ und flogen reihenweise Kühe über die Brüstung, um König Artus und seine Begleiter zu verjagen.
Noch heute kann man den Filmklassiker hin und wieder im Freiluftkino im Burginnern sehen. Ich bin begeistert! Es soll sogar Touristen geben, die immer noch mit Kokosnüssen hier ankommen… nach 40 Jahren! Kaum zu glauben. Heute verzeichnet die Burg stolze 50% Besuchersteigerung durch „Outlander“.
Von Doune Castle weiter Richtung Culross kommt man an Stirling mit dem markanten Wallace Monument vorbei.
Der vierkantige Turm, der 1869 zum Gedenken an William Wallace errichtet wurde, kann ganzjährig besichtigt werden. Neben William Wallaces Schwert ist auch Mel Gibsons Filmkostüm aus „Braveheart“ ausgestellt.
Das urige Städtchen Culross in der Grafschaft Fife gibt mir eine gute Vorstellung davon, wie man sich als Zeitreisender in die schottische Vergangenheit fühlt. Kein Wunder, dass man das Mercat-Viertel des Ortes als Kulisse für das fiktive Dorf Cranesmuir, die Heimat von Geillis Duncan, auswählte.
Gedreht wurde auch im Culross Palace und dem herrlichen Kräutergarten dahinter. Doch auch in Culross sind die Outlander-Kameras lange nicht die ersten. Hier wurde schon die Eröffnungsszene von „Captain America: The First Avenger“, die eigentlich in Norwegen spielt, sowie für den Film „39 Stufen“ gedreht.
Zu den Outlander-Drehorten zählt noch ein weiterer Ort in Fife: das hübsche Falkland. In der Serie ist es als Inverness der 1940er Jahre zu sehen. Auch wenn man für die Dreharbeiten die Fassaden der Häuser umgestaltet hat, braucht es wenig Vorstellungskraft, sich die Szenen der ersten Episoden ins Gedächtnis zu rufen.
Schnell erkenne ich Mrs. Beards Guesthouse, den Brunnen, an dem Frank einen Highlander entdeckt und auch das Schaufenster, an dem sich Claire beim Anblick einer Vase mehr Stabilität in ihrem Leben ersehnt. Mac erzählt mir, wie die Einwohner von Falkland entspannt mit der neuen Popularität des Ortes umgehen. Er muss es wissen, denn seine eigene Familie wohnt hier.
Nach einer Übernachtung in St. Andrews, der Heimat des Golfsports und Drehort von „Die Stunde des Siegers“, geht es tiefer in die Highlands in Richtung Inverness.
Im Highland Folk Museum bekomme ich eine Ahnung, wie das Leben und Arbeiten hier früher ausgesehen hat. Für „Outlander“ entstanden hier die Filmszenen in und um das Dorf der MacKenzies sowie die Episode, in der Dougal in der Umgebung die Pacht eintreibt.
Die wahren Hintergründe zum Jakobitenaufstand 1745, der in „Outlander“ eine große Rolle spielt, erfährt man am Originalschauplatz der Schlacht von Culloden, die das Leben der Highlander für immer verändern sollte.
Einen langen Gänsehautmoment hab ich hier in einer filmischen, jedoch sehr realitätsnahen Aufarbeitung des Kampfgeschehens in einem Raum mit vier umgebenden Leinwänden.
Der Steinkreis von Craigh na Dun ist leider reine „Outlander“-Fiktion. Die Inspiration lieferten jedoch die Clava Cairns bei Inverness, die vor 3.000 oder 4.000 Jahren entstanden.
Überflüssig zu erwähnen, dass hier seit der „Outlander“-Verfilmung immer mehr Besucher vorbeikommen. Leider hat das mit der Zeitreise bei mir nicht geklappt… nun ja, doch wenigstens gedanklich war ich kurz in der Vergangenheit.
Bei der Ankunft in Inverness wird mir klar, dass die Hauptstadt der Highlands in ihrem modernen Look schlecht sich selbst als 40er-Jahre-Version spielen konnte. Das herrliche Wetter lässt uns schließlich noch einen kleinen Ausflug zum Loch Ness machen.
Natürlich ist der See aufgrund seines weltberühmten Fabeltiers eine beliebte Filmkulisse. Einen schönen und ruhigen Blick auf Loch Ness hat man vom Örtchen Dores am Ostufer aus. Dort ist auch der wohl bekannteste Nessie Hunter Steve Feltham mit seinem Wohnmobil stationiert.
Auf dem Weg zurück nach Edinburgh machen wir noch einen kurzen Halt in der Dalwhinnie Distillery. „Slàinte mhath!“ proste ich Mac auf Gälisch zu, wobei ich mir von Whisky relativ wenig für meine Gesundheit verspreche.
Wie eigentlich sein Lieblings-Schottland-Film heißt, möchte ich zum Abschluss noch wissen. „Restless Natives“, sagt er grinsend.
Hab ich noch nie gehört. Den werd ich mir nach dieser Reise natürlich gleich mal ansehen.
Alle Infos über die Outlander-Drehorte
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Tourtipps:
Outlander Touren
Tagestour in die Highlands ab Edinburgh
Outlander Rundgang in Edinburgh
Linktipps:
Wallace Monument
Culloden Visitor Centre
Outlander Kitchen Blog
Buchtipp:
Soul Places Schottland – Die Seele Schottlands spüren
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Offenlegung: Diese Recherchereise wurde von Visit Scotland & Visit Britain ermöglicht.