Eine Filmburg? In Deutschland? Als ich das erste Mal davon hörte, war mir sofort klar, dass ich mir diese einmal ansehen musste. Denn in Deutschland gibt es zwar viele bei Filmleuten beliebte Drehorte, aber eben sehr wenige, die das auch stolz nach außen zeigen. Wenn sich eine Burg also ganz dem Thema Film verschrieben hat, dann sollte man diese als Setjetter mal genauer unter die Lupe nehmen:
Die mittelalterliche Burg diente schon für über 50 Produktionen als Kulisse, darunter der Historienfilm „Der Medicus„, die Komödie „1 1/2 Ritter“ und Märchenfilme wie „Jorinde und Joringel“, „Die sechs Schwäne“, oder „Die zertanzten Schuhe“. Doch nicht nur deutsche Schauspielgrößen wie Didi Hallervorden und Til Schweiger gaben sich hier in der Vergangenheit die Klinke in die Hand.
Auch internationale Stars wie Sean Bean („Game of Thrones„) und David Wenham („Australia„), übrigens zusammen als Brüder Boromir und Faramir im Fantays-Epos „Der Herr der Ringe“ zu sehen, kamen in gerade einmal 3-monatigem Abstand zum Dreh der Filme „Black Death“ bzw. „Die Päpstin“ auf die Filmburg Querfurt.
„Der erste größere Dreh auf der Burg fand 1989 zum Defa-Film „Das Licht der Liebe“ statt“, erzählt Museumsleiter Heiko Einecke, der bereits seit über 30 Jahren auf der Burg arbeitet. Er ist der Ansprechpartner für die Location Scouts, die ihn gerne auch für weitere geeignete Drehorte in der Region um Rat fragen, und weiß genau welcher Winkel für welchen Film genutzt und verändert wurde. Hier und da sind sogar noch ein paar Relikte der Dreharbeiten auf der Burg verblieben. So ist das innere Westtor zum Beispiel in Wahrheit ein Überbleibsel der Kulisse aus „Black Death“ und der Kamin im Fürstenkeller die Attrappe aus „Die Päpstin“.
Neben dem guten Erhaltungszustand und der Weitläufigkeit der Anlage schätzen die Filmemacher die unzähligen Motivmöglichkeiten, die sich ihnen auf der Burg bieten. Für „Der Medicus“ konnte man etwa die Südostbastion in eine jüdische Synagoge und gleichzeitig den Ottonenkeller in eine englische Taverne verwandeln. Für „Jorinde und Joringel“ wurde der Keller wiederum in eine Schatzkammer umgestaltet. Für Außendrehs lassen sich Infoschilder leicht abmontieren und die Burg so ohne störende Elemente in andere Epochen zurückversetzen.
Obwohl auf der Burg viel gedreht wird, sind immer nur einzelne Bereiche für Besucher gesperrt und nie das gesamte Areal geschlossen. „Wir wollen sowohl den Filmteams als auch den Gästen gerecht werden“, sagt Burgmanager Christian Linke dazu. „Der Spagat ist nicht immer einfach, doch die Verbindung von Film und Tourismus unterscheidet uns eben auch von anderen Burgen in Mitteldeutschland. Das Thema Film machen wir für unsere Besucher erlebbar.“
So steht inzwischen auch das Museum im ehemaligen Korn- und Rüsthaus im Scheinwerferlicht. In den letzten beiden Jahren zeigten die Ausstellungen „Ganz großes Kino!“ und „Ganz große Märchen!“ Kostüme, Drehbücher und Requisiten verschiedener auf der Burg und der Umgebung entstandener Produktionen. Im Herbst 2018 öffnet die dritte Sonderausstellung „Ganz großer Trick!“ mit Einblicken in die Ursprünge des Animationsfilms. Über die Jahrhunderte alte Geschichte der Burg informiert die Dauerausstellung “ Leben in Krieg und Frieden“ im selben Gebäude.
Die etwa 2-stündigen Filmburg-Führungen übernimmt Anja Becker-Geipel. Sie kann bereits auf 25 Jahre Filmerfahrung als Gewandmeisterin zurückblicken und zeigt den Besuchern neben den aktuellen Ausstellungen auch die Ecken, an denen sich die Setdesigner austobten, sowie einige verbliebenen Kostüme in ihrem Atelier, das sich direkt auf der Burg befindet. Mit den Abläufen hinter der Kamera kennt sie sich bestens aus und so erklärt sie beispielsweise, warum Kostüme immer in 3-4-facher Ausfertigung benötigt werden, oder erzählt, welche Schauspieler schon in Unterhose und Loch im Socken vor ihr standen.
Mein Tipp: Alleine auf der Burg übernachten! Möglich ist das im Käsehäuschen gleich links vom Eingang, das als Ferienhaus für bis zu 4 Personen gebucht werden kann. Wenn man danach fragt, bekommt man zusammen mit dem Schlüssel auch eine Tasche mit DVDs, auf denen genau jene Filme sind, für die auch auf der Burg Querfurt gedreht wurde. Tolle Idee! Für „Black Death“ ist es mir, während ich draußen einen Kauz schreien höre, aber dann doch etwas zu unheimlich…
Filmburg-Führungen: Besichtigung des Burgateliers und der Drehorte
Sonderausstellung ab 24. November 2018: Ganz großer Trick
Übernachtungstipp: Ferienhaus auf der Filmburg Querfurt
Weitere Informationen:
Filmburg Querfurt
Filmausstellungen
Termine fürs Sommerkino 2017
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