„But the very next day, you gave it away…“, klingt es bei meiner Ankunft aus einer Box am Busterminal Saas-Fee. Die Karaoke-Box, die nur einen Song auf Lager hat, wurde hier zum 40-jährigen Jubiläum des erfolgreichsten Weihnachtshits der Popgeschichte aufgestellt.
Denn hier in den Schweizer Alpen im Wallis entstand 1984 das Musikvideo zu „Last Christmas“ des britischen Duos Wham!, bestehend aus George Michael und Andrew Ridgeley.
Zum Dreh ihres winterlichen Clips luden die beiden Bandkollegen ihre Freunde nach Saas-Fee ein. Denn möglichst vertraut sollte es wirken, wie eine Clique zusammen Weihnachten in den Bergen feiert und dabei jede Menge Spaß hat, trotz des Liebeskummers des Protagonisten.
Die gesamte Crew musste nach ihrer Ankunft erst einmal mit wintertauglicher Kleidung ausgestattet werden.
Während der Dreharbeiten wohnten alle im Hotel Walliserhof, in die auch ich mich nun vierzig Jahre später einquartiere, um mich in Saas-Fee auf die Suche nach den Drehorten des Musikvideos zu „Last Christmas“ zu machen.
Doch bevor ich mich warm einpacke und mich draußen auf den Weg zu den Schauplätzen mache, lasse ich mich von einer AR-Schnitzeljagd durch das Hotel lotsen.
Nach Erfüllung aller Aufgaben führt diese nämlich zur George Michael Suite, also jener Suite, in der der Star einst nächtigte.
Mit Wehmut gehe ich durch die Räume. Vor bereits acht Jahren starb George Michael im Alter von 53 Jahren an einem Herzleiden, ausgerechnet an Weihnachten.
Zusammen mit ein paar Skifahrern nutze ich schließlich den Shuttle vom Hotel zur Bergstation. Saas-Fee ist autofrei, aber mit elektrisch angetriebenen Kastenwägen lassen sich Personen und Waren schnell transportieren.
Von der Talstation Spielboden / Plattjen ist es nur eine kurze Gondelfahrt zur Felskinn-Station, wo sich die Freunde zu Beginn des „Last Christmas“-Videos treffen. Im Sommer kann man diese auch zu Fuß gut erreichen, im Winter müsste man dafür jedoch eine Loipe überqueren. Mit einem dicken Geländewagen, wie die Wham-Gruppe, kann man hier auf jeden Fall nicht vorfahren.
Und es wird noch verwirrender: Im Musikvideo sieht man, wie die Freunde in die Gondel einsteigen und den Berg hinauffahren.
In Wahrheit hat diese jedoch für den Videodreh nur etwa zehn bis fünfzehn Meter zurückgelegt. Und auch die Hütte, zu der sie angeblich fahren, befindet sich in Realität unten im Ort.
Dennoch lohnt sich die Gondelfahrt zum Mittelallalin sehr, selbst für Nicht-Skifahrer. Denn von dort geht es mit der Metro(!) durch den Berg weiter bis zum welthöchsten Drehrestaurant auf 3.500 Meter Höhe.
Mit tollem und ständig wechselndem Ausblick auf die Bergwelt kann man hier sowohl die Schweizer Küche als auch internationale Klassiker genießen. Keine Sorge, schwindlig wird es einem hier nicht so schnell. Das Restaurant dreht sich in einer Stunde in angenehmer Geschwindigkeit einmal um die eigene Achse.
Nach einer kräftigen Gerstensuppe mit Käsewurst mache ich mich auf den Rückweg nach Saas-Fee, denn dort möchte ich natürlich auch unbedingt die „Last Christmas“-Hütte besuchen, zumindest von außen, denn leider befindet sich diese in Privatbesitz und kann nicht angemietet werden.
Auf dem Weg dahin lege ich aber noch einen kurzen Stopp im Saaser Museum ein.
Zum Jubiläum widmet es Wham! und „Last Christmas“ noch bis 30. April 2025 eine kleine Sonderausstellung mit Videoausschnitten und Stimmen zum damaligen Dreh.
Der heutige Bürgermeister von Saas-Fee, Stefan Zurbriggen, war damals übrigens der Fahrer von Wham! und gesteht, dass 1984 kaum jemand im Ort die Band kannte und man niemals mit einem so großen Hit gerechnet hatte…
Die Hütte entdecke ich schließlich ganz am anderen Ende des Ortes, am Waldrand im Schliechtenweg. Die Bäume davor sind mittlerweile so groß gewachsen, dass man sie nur vom Zaun aus noch gut sehen kann.
Die braune Farbe der Holzhütte ist etwas heller als damals, ansonsten jedoch hat sich an der Kulisse in den vier Jahrzehnten wenig verändert. Vor meinem inneren Auge sehe ich George, Andrew, Shirlie, Pepsi & Co. in Action bei der Schneeballschlacht.
Ganz einsam, wie es im Video noch wirkt, ist es um das Chalet herum jedoch nicht mehr, hier entstand im Laufe der Zeit eine Wohnsiedlung mit weiteren Hütten und Häusern.
Die Innenaufnahmen für das „Last Christmas“-Dinner wurden übrigens nicht hier, sondern in einem der Räume des Kultur- und Kongresszentrums im Steinmattenweg gedreht.
Dieses gehört heute zur European Graduate School und ist leider nicht öffentlich zugänglich. Der gemütliche Kamin ist jedoch wohl ohnehin nicht mehr wiederzuerkennen.
Abends zurück im Walliserhof wärme ich mich im Hotelrestaurant Stübli mit einem leckeren Fondue auf. Ob George Michael dieses hier auch gegessen hat? Das weiß keiner mehr so recht.
Aber an der Hotelbar gibt es einen Drink, ein Cocktail mit Wodka und Wassermelone, den er wohl sehr gerne getrunken hat und den ich mir nun auch bestelle. Gerade als ich daran nippe, ertönt es wieder „Last Christmas I gave you my heart“.
Und egal, ob man es liebt oder hasst, der Song „Last Christmas“ und ein George Michael mit Achtzigerjahre-Föhnfrisur gehören wohl auch die nächsten 40 Jahre zu Weihnachten, so wie auch das Aschenbrödel oder der zuhause vergessene Kevin.
Musikvideo ansehen: Wham! – Last Christmas (Official 4K Video)
Doku-Tipp: WHAM!: Last Christmas Unwrapped auf Netflix
Hoteltipp: Walliserhof Grand-Hotel & Spa
Tourtipp: Wham! Walk in Saas-Fee
Linktipps:
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Offenlegung: Meine Recherchereise im Dezember 2024 wurde von Schweiz Tourismus unterstützt.