Braune Backsteinhäuser gemixt mit spiegelnden Wolkenkratzern, das ist das typische Bild von Boston. Die Hauptstadt von Massachusetts ist vielen bekannt für ihr europäisches Flair und als Wiege der Vereinigten Staaten, weshalb besonders der Freedom Trail zu den Stätten der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung als Rundgang durch Boston beliebt ist. Ich finde jedoch, es lohnt sich, die Stadt auch mal komplett aus filmischer Perspektive zu erkunden, die teilweise zu bekannten Bostoner Sehenswürdigkeiten führt, aber auch den ein oder anderen Geheimtipp unter den Drehorten auf Lager hat:
Auf den Spuren von Matt Damon und Robin Williams
Wir starten mit einem der wohl besten Boston-Filme überhaupt: Good Will Hunting! Und auch wenn viele Szenen des Films in Wahrheit in Toronto entstanden, gibt es am Schauplatz Boston zwei besonders ikonische Drehorte:
Zum einen ist das die urige Kneipe L Street Tavern, 658 East Eighth Street A. Matt Damon und Ben Affleck kehrten hier 1997 mit Robin Williams ein, um ihm, in Vorbereitung auf den Film, einen Geschmack für South Boston zu geben. Dieser schlug den Ort dann wiederum begeistert als Drehort für die Produktion vor, auch wenn er selbst hier später nicht beim Dreh dabei war. Noch heute erinnern in der Kneipe Szenenbilder an den Film, vor allem natürlich an dem Tisch, an dem auch Wunderkind Will Hunting (Matt Damon) und seine Freunde Chuckie (Ben Affleck), Billy (Cole Hauser) und Morgan (Casey Affleck) sitzen und lockere Sprüche klopfen.
Auf einem Bänkchen im Boston Public Garden, direkt neben dem Boston Common, dem ältesten Stadtpark in den USA, versucht Robin Williams in seiner Rolle als Psychologe Sean Maguire, Genie Will dazu zu bringen, mehr seinem Herzen zu folgen und sich endlich mal auf einen Menschen einzulassen. Die Stelle der berührenden Unterhaltung befindet sich direkt am See in der Nähe der George Washington Statue. Es ist die dritte Bank vom westlichen Ende der Brücke aus. Von hier aus kann man im Sommer sowohl die Schwäne als auch Schwanenboote mit Touristen beobachten.
Auf der anderen Seite des kleinen Sees führten übrigens auch John (Mark Wahlberg) und „Ted“ einige Gespräche, wenn auch weitaus weniger tiefgründig. Die Bank dort hat man entfernt, nachdem sich genau davor immer wieder zwei Schwäne zankten und die Leute Reißaus nehmen mussten.
Auf ein Bierchen bei Cheers
Direkt am Boston Common, genauer in der Beacon Street 84, befindet sich die Bar, die in der Sitcom „Cheers“ sowohl im Vorspann als auch in vielen Zwischensequenzen zu sehen ist. Where everybody knows your name… so lautet der Titelsong der Serie, die sich um den Alltag von Barbesitzer Sam Malone (Ted Danson) sowie seinen Angestellten und Gästen dreht. Die Innenaufnahmen entstanden zwar in den Paramount Studios, jedoch lieferte die Bar, die 1969 als Bull & Finch Pub gegründet wurde, die Vorlage zum Set.
Nachdem der Erfolg der Serie dazu führte, dass viele Besucher und Touristen sich auf die Suche nach der originalen Bar machten, benannte sich das Bull & Finch schließlich in Cheers Bar um. Sie ist Teil der Boston Film Tour und hat für die Fans zahlreiche Cheers-Souvenirs im Angebot. Im Keller befindet sich außerdem ein Replik der kultigen Serienkneipe.
Filmreif übernachten
Wenn es darum geht, das Hotel mit den meisten Filmauftritten in Boston zu küren, dürfte das Fairmont Copley Plaza deutlicher Sieger sein. Das Luxushotel, das bereits 1912 erbaut wurde, wurde in unterschiedlichsten Filmen als Drehort genutzt. Einer der ersten war 1978 die Kriminalkomödie „Das große Dings bei Brinks“ mit Peter „Columbo“ Falk, in den 90ern waren die Filmteams der Thriller „Die Firma“ und „Blown Away“ im Fairmont zu Gast und zu den neueren Produktionen, die hier entstanden gehören „Bride Wars“, „Der Zoowärter“, „American Hustle“ und „Little Women„.
In der Lobby tummelten sich also schon Schauspiel-Stars wie Tom Cruise, Kate Hudson, Anne Hathaway, Christian Bale und Amy Adams. Das historische Hotel am Copley Square liegt im Viertel Back Bay und ist nur einen Steinwurf von der sehenswerten Boston Public Library sowie der Trinity Church entfernt.
Unterwegs mit den Geisterjägern
Während sich bei den originalen Ghostbusters um Dr. Peter Venkman (Bill Murray) sowohl das Hauptquartier als auch viele der spukigen Locations tatsächlich in New York befinden, sind einige der Drehorte aus der Neuverfilmung von 2016 in Wahrheit in Boston angesiedelt. In die Rolle des Hauptquartiers der weiblichen Geisterjäger, Melissa McCarthy & Co., schlüpft das kleine asiatische Restaurant Kaze Shabu Shabu in Chinatown, 1 Harrison Avenue. Es gibt eine große Auswahl an japanischen, chinesischen und koreanischen Gerichten.
Und auch Boston bleibt vom Spuk nicht verschont: Die Geister treiben sowohl im Boston University Castle, im Film als Aldridge Mansion Museum zu sehen, ihr Unwesen als auch auf einem Rockkonzert im Wang Center, 270 Tremont Street.
Ein Campus als Filmschauplatz
Im Bostoner Vorort Cambridge befindet sich die weltberühmte Harvard Universität, deren Gründung bereits auf das Jahr 1936 zurückgeht und die sowohl Nobelpreisträger, Wirtschaftsbosse als auch Präsidenten hervorbrachte. Die Absolventenliste mit bekannten Namen ist lang, dazu gehören John F. Kennedy, Al Gore und Barack Obama. Mark Zuckerberg, der wie Bill Gates später den Ehrenabschluss erhielt, studierte hier Informatik und Psychologie und Facebook startete in Wahrheit lediglich als Netzwerk für Harvard-Studenten. Vor Harvard, die zusammen mit weiteren Unis in Cambridge als Wiege des Wissens gilt, machte natürlich auch die Popkultur nicht Halt…
Das Johnston Gate, das sich gegenüber des General MacArthur Squares befindet, ist das älteste Tor von Harvard und ist immer mal wieder auf dem Bildschirm zu sehen. So auch, als die „Gilmore Girls“ den Campus besuchen, auch wenn sich Musterschülerin Rory dann bekanntermaßen für Yale entscheidet. Die Dreharbeiten zu dieser Folge wurde allerdings in Los Angeles gedreht und das Tor detailgetreu nachgebaut. Die Studenten in Harvard sollten das Johnston Gate übrigens nur zu Beginn und Ende ihres Studiums durchqueren, sonst bringt es Unglück.
Das Hauptgebäude der zahlreichen Bibliotheken der Universität ist die Widener Library, die seit ihrem Bau 1915 nach dem Willen der Spenderin äußerlich nicht verändert wurde. Einen filmischen Auftritt hat sie beispielsweise im Liebesfilm-Klassiker „Love Story“, als Jennifer (Ali MacGraw) in Harvard studiert. Die Uni mit den roten Backsteingebäuden ist außerdem in Filmen wie „Zeit der Prüfungen“, „Natürlich Blond“ und „The Social Network“, da wären wir wieder bei Zuckerberg, zu sehen.
Die Schauspieler Matt Damon und Natalie Portman studierten übrigens auch hier. Das Drehbuch zu „Good Will Hunting“ basiert auf einer von Damon für eine Autorenklasse verfassten Kurzgeschichte. Für den Film wurde neben dem MIT schließlich auch eine Szene mit Minnie Driver am Harvard Square gedreht. Wer möchte kann den weitläufigen Campus von dort aus auf einer von Studierenden durchgeführten Tour erkunden.
Zu Besuch auf Shutter Island
Für Lost Places Fans lohnt sich von Boston aus ein Abstecher zum Medfield State Hospital, etwa 45 Minuten von der Innenstadt entfernt. Die verlassene Anlage eines ehemaligen psychiatrischen Krankenhauses ist im Film „Shutter Island“ als Ashecliffe Hospital für psychisch gestörte Schwerverbrecher zu sehen. Die Gebäude wurden für die Dreharbeiten um einige Filmkulissen erweitert, wie beispielsweise der Eingang zum Hauptgebäude, auf dessen Stufen sich Teddy (Leonardo DiCaprio) am Ende des Filmes mit Chuck (Mark Ruffalo) unterhält, bevor ihn die Ärzte abholen.
Die genauen Drehorte erkennt man daher erst auf den zweiten Blick, aber die beklemmende Atmosphäre der rein fiktiven Insel Shutter Island lässt sich sehr gut nachfühlen. Das Areal des alten Krankenhauses ist auch im Science-Fiction-Thriller „The Box“ sowie 2019 im neuen „X-Men“-Abenteuer „New Mutants zu sehen. Nach „Shutter Island“ war Leonardo DiCaprio zusammen mit den gebürtigen Bostonern Matt Damon und Mark Wahlberg für den Thriller „Departed“ erneut zu Dreharbeiten in und um Boston, wie hier am Neponset Trail unter der Eisenbahnbrücke Richtung Quincy.
Wer gerne noch mehr Filmluft schnuppern möchte, kann sich mit On Location Tours zu einer unterhaltsamen Boston Film Tour aufmachen. Es gibt viele Insiderinfos zu den einzelnen Dreharbeiten in der Stadt und an einigen Drehorten dürfen die Teilnehmer bekannte Filmdialoge nachstellen. Oder man plant einen Tagesausflug nach Martha’s Vineyard ein, Filmfans wohl besser bekannt als Amity Island aus „Der Weiße Hai“. Bald berichte ich außerdem ausführlich über weitere berühmte Filmorte entlang der Küste Massachusetts.
Tourtipps:
Boston Film Tour
Harvard University Tour
Geführte Fahrradtour durch Boston
Rundgang Boston‘s Freedom Trail
Inselentdeckung Martha’s Vineyard
Hoteltipp:
Fairmont Copley Plaza
Weitere Hotels in Boston
Offenlegung: Meine Recherchereise nach Boston wurde teilweise von Massachusetts Office of Travel & Tourism unterstützt.