Dallas – Zu Besuch bei den Ewings

Who shot J.R.? So lautet wohl einer der gemeinsten Cliffhanger der Fernsehgeschichte. Die halbe Welt rätselte darüber, wer wohl auf den fiesen Ölbaron geschossen hatte. „Dallas“ war in den 80ern ein echter Straßenfeger und eine der ersten Erwachsenen-Serien, die ich als junger Teenager sehen durfte. Wann immer ich heute die Intro-Musik höre, bin ich im Geiste wieder das Mädchen, das dienstagabends im Nachthemd gespannt auf dem Sofa saß, um gemeinsam mit den Eltern „Dallas“ zu schauen.

Die Geschichten rund um die Ewings auf der Southfork Ranch gehören daher bis heute zu meinen Kindheitserinnerungen und mit nostalgischen Gefühlen zieht es mich zum 40. „Dallas“-Jubiläum nach Texas, wo ich sogar die Schauspieler treffen durfte:

 

Willkommen auf der Southfork Ranch

Während die TV-Serie mit 13 Jahren Sendezeit in den Archiven lagert, gehört die Southfork Ranch mit sechsstelligen Besucherzahlen im Jahr zu den größten Touristenattraktionen in Texas. Bei meinem ersten Blick auf die legendäre Ranch, etwa 30 Autominuten außerhalb von Dallas am Rande des Ortes Parker, kommt sie mir als Anwesen der Millionärsfamilie Ewing etwas klein vor.

Vor allem der Pool, der häufig als Schauplatz diente, erschien mir auf dem Fernsehbildschirm wohl dank Weitwinkelobjektive weitaus größer. Doch ja, genau hier entstanden – bis auf die allerersten Folgen, die damals noch auf der Cloyce Box Ranch in Frisco gedreht wurden – sämtliche Außenaufnahmen von „Dallas“.

 

Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Pool, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Näher am Haus bekomme ich Gänsehaut, denn hier wurde wahrlich Fernsehgeschichte geschrieben!

Vor mir steht der originale Glastisch, an dem die gutmütige Miss Ellie (Barbara Bel Geddes) immer wieder versuchte die Familie zu einen, während J.R. munter Intrigen spann, Sue Ellen sich einen Drink zu viel genehmigte, Lucy von einer Affäre in die nächste schlitterte und Bobby sich meist um Pamela oder eben eine andere Frau sorgte, wenn er nicht gerade für eine komplette Staffel in der Dusche verschwand.

 

Der originale Glastisch von Miss Ellie, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Szene aus „Dallas“, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Überhaupt kommen mir in meinem Nostalgie-Modus nach und nach einige „Dallas“-Déjà-vus. Die kleine überdachte Terrasse zum Beispiel erinnert mich an die Szene, in der sich J.R. einen Kater-Cocktail nach einer trinkseligen Nacht mit seinen Geschäftspartnern mischte und kurz darauf Vater Jock nach einem Streit über Bobby einen Herzanfall erlitt.

Ach, was habe ich mich über J.R. geärgert… im Vergleich zu heutigen Serien-Bösewichten zwischen „Game of Thrones“ oder „The Walking Dead“ erscheint er mir jedoch beinahe harmlos.

 

Szene aus „Dallas“, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Szene aus „Dallas“, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Die Innenaufnahmen von „Dallas“ wurden nicht hier, sondern in den Hollywood Studios aufgenommen. Die Räume des Hauptgebäudes hat man jedoch für die Besucher den Studiokulissen nachempfunden. Es gibt ein Bobby-Zimmer, ein Lucy-Zimmer, usw.

Eigentlich ist hier keine Übernachtung möglich, zum 40-Jährigen wird jedoch nun zum ersten Mal tatsächlich ein Gast in J.R.s großem Himmelbett schlafen. Diesen Luxus lässt er sich über 1.000 Dollar kosten, wie mir Sally Peavy, seit 21 Jahren Sales Manager auf der Southfork Ranch, verrät.

 

Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Das „J.R.-Zimmer“, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Von der Rinderfarm zur Sehenswürdigkeit

„Unsere Besucher kommen aus aller Welt“, sagt Peavy, „die meisten aus den USA, UK und Deutschland. Die Southfork Ranch ist sozusagen das zweitbekannteste weiße Haus!“ Außer an Weihnachten und Thanksgiving hat die Ranch an jedem Tag des Jahres geöffnet. Für den anstehenden Fantag der 40th Year Reunion hat man 1.200 Tickets verkauft.

 

Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Vor 40 Jahren konnte das freilich noch keiner ahnen. Die Farm gehörte Joe und Natalie Duncan, die hier bis 1984 lebten. Besucher waren bei ihnen laut Peavy überhaupt nicht willkommen, diese wurden häufig auf die texanische Art – mit Gewehr – verjagt. Als der Ansturm an Serientouristen, gerade nach der berühmten Cliffhanger-Folge immer größer wurde, zogen die Duncans nach Oklahoma.

 

Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
„Dallas Family Tree“ im Museum, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Seit 1985 ist die Ranch nun eine Touristenattraktion. Für „Dallas“-Fans gibt es ein kleines Museum mit Requisiten aus der Serie, darunter zum Beispiel Lucys Hochzeitskleid, Sue Ellens Ledersattel und natürlich der Revolver, mit dem auf J.R. geschossen wurde, sowie einen Souvenirshop, in dem man von der Southfork-Ranch-Christbaumkugel bis zum Cowboyhut alles bekommt. Selbst Larry „J.R.“ Hagman hat sich hier laut Peavy schon als normaler Besucher mit Southfork-Gläsern eingedeckt.

 

Lucys Hochzeitskleid im Museum, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Sue Ellen Reitsattel im Museum, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Berühmte Requisite im Museum, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Souvenirshop, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Der jetzige Eigentümer, Rex Maughan, ein Geschäftsmann aus Arizona, erweiterte die Ranch um ein Event- und Konferenzzentrum. Regelmäßig finden hier Highschool-Bälle, Produktvorstellungen und vor allem Hochzeiten statt.

Wer möchte kann auf der Ranch auch eine kleine Reittour unternehmen. Nicht wundern: Neben Pferden und Langhornrindern sind hier mittlerweile auch ein paar Lamas beheimatet.

 

Drehort des „Dallas“-Reboots, Elena’s Cottage, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Langhornrinder auf der Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Am Fantag herrscht überall auf der Southfork Ranch reger Betrieb und große Aufregung, da auch die Schauspieler anwesend sind: Patrick Duffy (Bobby), Linda Gray (Sue Ellen), Charlene Tilton (Lucy), Steve Kanaly (Ray). Eine lange Schlange hat sich um den 1978er Lincoln Mark V von Jock Ewing gebildet, da jeder gerne ein Foto mit den Darstellern als Erinnerung mitnehmen möchte. Diese wirken trotz der Massen entspannt, versuchen allen Wünschen der Fans nachzukommen.

 

Foto mit Pappaufstellern, Fantag auf der Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Jock Ewings Lincoln Mark V auf dem Fantag, Southfork Ranch, Dallas © Andrea David
Foto mit den echten Stars, Fantag auf der Southfork Ranch, Dallas © Andrea David

 

Ich freu mich riesig – und bin auch etwas nervös – als ich höre, dass ich den vier Stars für Filmtourismus.de ein paar Fragen stellen darf:

 

Mein Interview mit den „Dallas“-Schauspielern

Wie ist es für Euch nach langer Zeit auf die Southfork Ranch bzw. nach Dallas zurückzukehren und Euch wiederzusehen?

Linda: Es fühlt sich schon ein wenig danach an, nach Hause zu kommen. Wir sind ja nun alle schon seit so langer Zeit befreundet, seit Anfang der Dreharbeiten damals. Das ist wie ein Familientreffen. Es ist außerdem spannend zu sehen, wie stark sich die Stadt Dallas über die Jahrzehnte entwickelt hat und gewachsen ist. Und wie sich die Bekanntheit und das Image von Dallas durch die Serie weltweit verändert hat.

Lucy: Viele Leute sind sogar aufgrund der Serie nach Dallas gezogen!

„Dallas“ war für mich die erste Erwachsenen-Serie, die ich anschauen durfte. Daher ist sie für mich auch eine Art Kindheitserinnerung. Wie fühlt es sich an, für viele Menschen so etwas wie fiktive Familienmitglieder geworden zu sein?

Patrick: Für die Fans sind wir denke ich ähnlich wie ein Blick in ein Familienalbum. Wenn sie uns sehen, verbinden sie das mit früheren Zeiten, erinnern sich an Ereignisse in der Zeit, in der auch die Serie lief. Wir sind sehr dankbar, ein Teil dieses Phänomens sein zu dürfen.

Linda: Ja, es ist ein schönes Gefühl. Und wir genießen es sehr, Zeit mit den Fans zu verbringen und uns mit ihnen auszutauschen.

Mit den „Dallas“-Stars auf der Southfork Ranch, Dallas © Denis Guignebourg

Schaut Ihr selbst gerne Serien?

Ray: Ich schaue eigentlich lieber alte Filmklassiker… einer meiner Lieblingsfilme ist der Western „Red River“ mit John Wayne. Da würde ich auch mal gerne an den Drehort reisen.

Lucy: Ja, ich schaue auch kaum Serien, lieber Filme.

Ihr habt ja auch in Deutschland eine große Fanbase. Denkt Ihr die deutschen Fans unterscheiden sich von den Fans in den USA?

Patrick: Ja, ich glaube sogar, dass sich alle Fans außerhalb der USA von diesen unterscheiden. Sie genießen es viel mehr den Schauspielern einmal persönlich zu begegnen, einmal selbst an den Schauplätzen zu sein. Die US-Fans sind den Rummel um Filme und Serien eher gewöhnt. Für sie ist es meist nichts wirklich Besonderes mehr. Die Fans aus Europa, Asien & Co. schätzen dies meiner Meinung nach noch viel mehr.

Wann wurde Euch eigentlich bewusst, welche Berühmtheit die Serie einmal erlangen würde?

Patrick: Ganz klar, als sich gefühlt die ganze Welt damit beschäftigte ‚Who shot J.R.‘?

 

„Party like a Ewing“ im Longhorn Ballroom

Abends findet anlässlich des 40-jährigen „Dallas“-Jubiläums eine Party im Longhorn Ballroom statt. Dort wurden für die Serie einige Barszenen gedreht, beispielsweise als Bobby Nichte Lucy mit Ray erwischt und es zur Schlägerei kommt. Die Fans tanzen zu Country Musik, die vier Schauspieler geben fleißig Autogramme und stehen später auf der Bühne noch einmal Frage und Antwort.

Longhorn Ballroom, Dallas © Denis Guignebourg
Autogramme der „Dallas“-Stars im Longhorn Ballroom, Dallas © Andrea David

Linda erzählt gerührt von Larry Hagman, was für ein wunderbarer Mensch und Freund er für sie war. Patrick verrät, wie sie einst im Studio vorgaben einen Werbespot für eine Seife zu drehen, damit seine Rückkehr in die Serie aus der Dusche möglichst lange geheim blieb. Steve berichtet, wie er überall nur noch als Ray angesprochen wurde, und Lucy schwärmt davon, wie man das damalige Tabuthema Homosexualität in die Serie integrierte. Alle bedanken sich zudem für die großartige Unterstützung der Fans, schließen auch eine Fortsetzung des Reboots nicht aus.

Fanfest zur 40th Year Reunion im Longhorn Ballroom, Dallas © Andrea David

Vielleicht ist „Dallas“ also auch nach 40 Jahren noch nicht zu Ende erzählt.

 

Weitere Tipps für Dallas

In Dallas habe ich im Rosewood Mansion on Turtle Creek übernachtet. Es ist das Hotel, in dem auch die “Dallas”-Schauspieler während der Dreharbeiten auf der Southfork Ranch wohnten. Mary, die schon seit 36 Jahren im Hotel angestellt ist, weiß noch, wie sich Larry und Serienrivale Ken Kercheval alias Cliff Barnes gegenseitig Streiche spielten oder was für ein Medientrubel herrschte, als Victoria Principal, die in der Serie Pamela Ewing spielte, hier heiratete. Von ihr und Kellner Hugo, bereits seit 26 Jahren im Rosewood, erfährt man einige Anekdoten, wie es hinter den Kulissen zuging.

Mary und Hugo im Rosewood Mansion on Turtle Creek, Dallas © Andrea David

Mehr zum Rosewood Mansion
Weitere Hotels in Dallas

In Downtown Dallas befindet sich der Reunion Tower, der häufig auch in „Dallas“ zu sehen war, z.B. wenn J.R. mit seinen Geschäftspartnern verhandelte. Schon die Fahrstuhlfahrt ist ein Erlebnis, da eine Seite den Blick nach draußen freigibt. Von oben hat man eine großartige Aussicht über die Stadt und deren Wolkenkratzer. Der Zweithöchste, der Renaissance Tower, diente in der Serie übrigens als Bürogebäude der fiktiven Ölfirma Ewing Oil.

Blick auf die Skyline mit „Ewing Oil“ vom Reunion Tower, Dallas © Andrea David

 

Weitere Tipps für einen Aufenthalt in Dallas gibt es hier auf dem Blog im Artikel „Meine Highlights in Dallas„.

 

 

DVD: „Dallas“ – Die komplette erste und zweite Staffel


Tourtipps:

Tour zur Southfork Ranch ab Dallas
Privater Flughafentransfer von Dallas / Fort Worth
JFK-Tour und Sixth Floor Museum
Stadttour Dallas im Van


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Offenlegung: Meine Recherchereise zum 40-jährigen „Dallas“-Jubiläum wurde von Visit Dallas ermöglicht.