Dieser Beitrag entstand mit finanzieller Unterstützung des Catalan Tourist Board.
Ganz im Nordosten Spaniens, von den Pyrenäen bis zum Mittelmeer, erstreckt sich eine filmreife Landschaft, die, garniert mit katalanischer Architektur, Kunst und Kultur das perfekte Setting für außergewöhnliche Geschichten bietet.
So sahen es in der Vergangenheit jedenfalls schon reihenweise Filmemacher und brachten die schönsten Ecken Kataloniens mal in leichten Komödien, Liebesdramen oder auch schweren Stoffen auf den Bildschirm und die Leinwand.
Die Drehorte sind dabei mal Haupt- mal Nebendarsteller und schlüpfen auch gerne mal in fremde Rollen.
Hier kommen 5 Filmtipps, die uns nach Katalonien entführen:
1) Vicky Cristina Barcelona
In Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona“ (2008) macht die Liebe das Leben der leidenschaftlichen Protagonisten (u.a. Scarlett Johansson, Javier Bardem und Penélope Cruz) äußerst kompliziert. Der Film beginnt allerdings mit Vickys (Rebecca Hall) starker Liebe zu Katalonien, die sie zusammen mit ihrer Freundin Cristina überhaupt erst nach Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, lockt.
Einen Sommer lang möchte sie für ihre Magisterarbeit über Katalanische Identität vor Ort die Kunst und Kultur der Region erforschen. Und so bekommen wir bei diesem Film die schönsten Sehenswürdigkeiten Barcelonas präsentiert:
Zu den Drehorten zählen Gaudís berühmte Bauwerke wie die Casa Milà, der Park Güell und die Basilika La Sagrada Família, sowie die Fundació Joan Miró auf Barcelonas Hausberg Montjuïc, dem Museum mit der größten Sammlung von Mirós Werken.
Doch der Film führt uns auch an verborgene Orte wie den Park Ciutadella, in dem Elena Cristina Tipps zur Fotografie gibt, oder das Els Quatre Gats (auf Deutsch: Die vier Katzen), in dem sich Juan und Christina zum Austausch mit anderen Künstlern treffen.
In dem 1897 eröffneten Lokal im Erdgeschoss der Casa Martí trafen sich einst die renommiertesten Schriftsteller, Maler, Musiker und Architekten der Modernisme, des katalanischen Jugendstils.
In der Bar im Stile des Pariser Kabaretts Le Chat Noir fanden um die Jahrhundertwende regelmäßig Vorlesungen und Kunstausstellungen statt. Zu den Stammgästen des Els Quatre Gats zählte auch Pablo Picasso.
Ebenfalls schon über 100 Jahre alt ist der 1899 eingeweihte Vergnügungspark Tibidabo, der einen tollen Blick auf die ganze Stadt bietet. Im Film besuchen Juan Antonio und Cristina zusammen mit Vicky und ihrem Mann den ältesten Freizeitpark Spaniens.
Neben „Vicky Cristina Barcelona“ wurden natürlich schon etliche weitere Filme in Barcelona gedreht. Zu den bekanntesten gehören Pedro Almodóvars „Todo sobre mi madre“ (Alles über meine Mutter), die Erasmus-Komödie „L’Auberge espagnole“ und Tom Tykwers Romanverfilmung „Das Parfum“.
2) Das Parfum
Wer den Film „Das Parfum“ (2006) bereits gesehen hat oder die Buchvorlage von Patrick Süskind kennt, wird sicher etwas überrascht sein, dass für die Verfilmung in Katalonien gedreht wurde. Die Schauplätze der mörderischen Geschichte, die vom Duft besessenen Sonderling Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw) handelt, befinden sich eindeutig in Frankreich.
Doch wenn wir die Paris-Szenen zu Beginn des Filmes sehen, blicken wir tatsächlich auf den Plaça de la Mercè in Barcelona. Tonnenweise Fisch, Lehm und Stroh waren nötig, um das Paris des 18. Jahrhunderts möglichst originalgetreu abzubilden. Wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man allerdings die Kirchenwände der Basílica de la Mercè im Film wieder.
Die Herboristeria del Rei, das älteste Reformhaus der Stadt, verwandelten die Filmdekorateure hingegen glaubhaft in das Geschäft des Parfümeurs Giuseppe Baldini (Dustin Hoffman). Es liegt direkt hinter den Bögen der Plaça Reial, einem der schönsten Plätze in der Altstadt Barri Gòtic.
Der Weg von hier bis zum Plaça de Sant Felip Neri ist genau der gleiche Weg, den auch Jean-Baptiste Grenouille auf der Suche nach dem Mirabellenmädchen (Karoline Herfurth) nimmt.
Und um nochmal auf unseren vorherigen Filmtipp zurückzukommen: In „Vicky Cristina Barcelona“ trinken Penélope Cruz und Scarlett Johansson auf der Terrasse desselben Platzes zusammen einen Kaffee.
Weitere Drehorte aus „Das Parfum“ findet man über ganz Katalonien verstreut. Dazu gehören das Castell de Requesens, das Castell de Sant Ferran in Figueres, das Kloster Convent de Blanes an der Costa Brava und die steinerne Brücke Pont Vell im mittelalterlichen Städtchen Besalú.
In der Provinzhauptstadt Girona entstanden viele Szenen, die in Grasse spielen.
Als Parfum-Locations dienten hierfür unter anderem die Pujada de Sant Domènec, der Plaça dels Apòstols, die Escales de Sant Martí, die Kathedrale und El Call, das jüdische Viertel.
In Girona werden übrigens schon seit 1912 Filme gedreht. Einblicke in die üppige Filmgeschichte der Stadt gibt die Ausstellung „Girona Plató” im Museu del Cinema.
Für die große Schlussszene kommen wir noch einmal zurück nach Barcelona: Tom Tykwer drehte im Museumsdorf Poble Espanyol auf dem Stadtberg Montjuïc die Einstellung, in der sich Grenouille mit seinem restlichen Parfüm selbst übergießt.
3) Game of Thrones
Wir bleiben in der Filmstadt Girona! Denn wenn „Game of Thrones“-Fans die Freie Stadt Braavos besuchen wollen, ist Girona auch der Ort, der dem fiktiven Schauplatz in der realen Welt am nächsten kommt.
Fast alle Szenen der Serie, die in der sechsten Staffel in Braavos, der Stadt der Seefahrer und Schwertmeister spielen, wurden hier in der Altstadt gedreht. Die Hauptgeschichte handelt dabei von Arya Starks (Maisie Williams) gnadenlos harter Ausbildung bei den gesichtslosen Männern. Sowohl Jaqen H’ghar (Tom Wlaschiha) als auch die Heimatlose machen Arya das Leben schwer.
Folgende Gebäude und Straßen in Girona kamen in der Serie zum Einsatz:
Die Verfolgungsjagd in den Gassen von Braavos treibt Arya unter anderem durch die Carrer de Ferran el Catòlic und die Arabischen Bäder aus dem 12. Jahrhundert, die Banys Àrabs. Weitere Szenen entstanden in der Carrer de l’Escola Pia und der Carrer de la Claveria, wo Arya aus Lady Cranes Fenster springt.
Vor der Kirche Sant Martí rollt sie die Treppenstufen hinunter, um der Heimatlosen zu entkommen, die sie töten möchte. An der Carrer del Bisbe Josep Cartañà sitzt Arya als blindes Mädchen und wird dort zum Kampf herausgefordert.
Der Platz, auf dem das Theaterstück über die Geschichten der Sieben Königslande aufgeführt wird, ist der Plaça dels Jurats. Auf der Brücke über den Galligants, an der Carrer de Santa Llúcia, wird Arya von einer alten Frau angegriffen.
Im Gegensatz zu Braavos liegt Girona gar nicht an der Küste, daher landet Arya nach ihrem rettenden Sprung von der Brücke auch nicht in Spanien im Wasser, sondern in Wahrheit in Nordirland. In 45 Minuten erreicht man jedoch von Girona aus schon die Costa Braava, äh Brava meine ich natürlich.
Neben Braavos diente Girona, genauer gesagt die Kathedrale Santa Maria, zudem als Drehort für die Septe von Baelor in Königsmund. Der hohe Spatz (Jonathan Pryce) verschont Margaery Tyrell (Natalie Dormer) auf der davorliegenden Freitreppe ebenfalls den Bußgang durch die Stadt antreten zu müssen.
Und es gibt sogar eine Parallele zur Serie: Anfang des 20. Jahrhunderts krachte die Kirchenglocke der Kathedrale Santa Maria herunter, wie es auch in „Game of Thrones” geschieht, als der Septe von Baelor dank Cersei Lennister (Lena Headey) das letzte Stündlein schlägt.
Was nur Wenige wissen: Auch das nahe gelegene Monestir de Sant Pere de Galligants bekam seinen Auftritt in „Game of Thrones”, nämlich als Zitadelle in Altsass, wo sich Samwell Tarly (John Bradley-West) in Begleitung von Goldy (Hannah Murray) zum Maester ausbilden lassen will.
Wer nicht auf eigene Faust losziehen möchte, kann sich einer geführten „Game of Thrones“-Tour durch Girona anschließen.
4) Pandora und der Fliegende Holländer
Nun machen wir eine kleine Zeitreise: Im 1951 erschienenen Filmdrama „Pandora und der Fliegende Holländer“ überträgt Regisseur Albert Lewins die alte Seemannssage vom „Fliegenden Holländer“ sowie die Figur der Pandora aus der griechischen Mythologie ins 20. Jahrhundert.
Ein mondäner Küstenort wird im Film zum Schauplatz für die ganz große Liebe. In der Hauptrolle der „Femme fatale“ Pandora Reynolds sehen wir Hollywood-Diva Ava Gardner. Die Hauptrolle des Fischerortes Esperanza übernimmt das zauberhafte Tossa de Mar, auch als Perle der Costa Brava bekannt.
Die farbgesättigten Technicolor-Aufnahmen und die raffiniert gewählten Einstellungen der Szenerie machten das Werk zum Kultfilm.
In Rückblicken wird die Liebesgeschichte erzählt, in der Sängerin Pandora ihren Verehrern meist Tod und Verderben bringt bis sie schließlich den umherirrenden Seefahrer Hendrick van der Zee (James Mason) kennenlernt…
Zu Pandoras Bewunderern gehört auch der Stierkämpfer Juan Montalvo, dessen Rolle von Mario Cabré gespielt wurde. Mit dem Schauspieler, der früher tatsächlich ein bekannter Stierkämpfer war, soll Ava Gardner während der Dreharbeiten eine Affäre gehabt haben.
Die Gerüchte veranlassten ihren damaligen Ehemann Frank Sinatra ebenfalls nach Tossa de Mar zu reisen.
Noch heute zeugen im Café des Hotels Tonet am Placa de l’Esglesia einige Schwarz-Weiß-Fotos von Gardner und Sinatra von dieser Zeit.
Und wer möchte kann der Hollywood-Ikone in der Vila Vella, der Altstadt von Tossa de Mar, am Passeig del Mar einen Besuch abstatten. Hier blickt eine von der katalanischen Bildhauerin Ció Abellín geschaffene Ava Gardner Statue über die Bucht.
5) Falstaff – Glocken um Mitternacht
Last but not least führt uns unsere filmische Reise zum Setting der Shakespeare-Adaption „Falstaff – Glocken um Mitternacht“ (1965) von und mit Orson Welles. Darin verleugnet König Heinrich IV. (John Gielgud) seinen Freund Falstaff (Orson Welles), der schließlich daran zerbricht.
Einer der Hauptdrehorte des bildgewaltigen Filmes ist das im 11. Jahrhundert errichtete ehemalige Kollegiatstift Sant Vicenç, welches zum imposanten Castell de Cardona gehört. Es befindet sich etwa 100 Kilometer nordwestlich von Barcelona.
Die Anlage mit der dreischiffigen Basilika schlüpft in „Falstaff“ sowohl in die Rolle der Burg von Heinrich IV. bzw. Henry Percys als auch in die der Kathedrale, in der Heinrich V. (Keith Baxter) gekrönt wird.
Dem Drehort wurde dank Orson Welles eine ganz besondere Ehre zuteil: Die Klosterkirche Sant Vicenç de Cardona wurde 2016 in die Liste der Schätze der europäischen Filmkultur aufgenommen.
Heute kann man dort sogar übernachten. Die Burg, die aus etlichen historischen Konflikten als uneinnehmbare Festung hervorging, beherbergt als Parador Nacional de Turismo ein Luxushotel.
Welche der katalanischen Drehorte würdet Ihr gerne einmal selbst besuchen?
Weitere Informationen:
Eine Filmreise durch Katalonien
Urlaub in Katalonien
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