„Acht Jahre haben wir bei Game of Thrones den Kampf um den Eisernen Thron mitverfolgt. Hier dauerte der Kampf der adeligen Familien um den besten Platz in der Stadt 200 Jahre“, erklärt mir Miriam augenzwinkernd, während wir durch die Altstadt von Trujillo spazieren. Sie arbeitet als Gästeführerin und bringt den Besuchern auf ihrer Tour „Trujillo de Tronos“ die Geschichte ihrer Heimatstadt sowie ihre Verbindung mit der fiktiven Handlung in „Game of Thrones“ näher.
Wenig später stehen wir am Plaza del Cementerio und blicken auf ein steinernes Wappen über einem Tor zum Platz. In der Mitte ist ein brüllender Löwe zu sehen, umzingelt von feuerspeienden Drachen und wie wohl jeder „Game of Thrones“-Anhänger denke ich bei dieser Konstellation sofort an den Kampf der Lannisters gegen die Targaryens.
Vielleicht hatten genau an dieser Stelle auch die Macher von „Game of Thrones“ ihren Aha-Moment? Bevor sie sich für Trujillo als Drehort für die Serie entschieden, waren sie jedenfalls ebenso wie ich mit Miriam auf Tour durch die historischen Gemäuer der Stadt. Zufall?
Es ist nur einer von vielen Momenten bei meiner „Game of Thrones“-Reise durch die spanische Region Extremadura, bei der Fiktion und Realität immer mal wieder verschmelzen. Nicht umsonst wird die Extremadura auch Land der Eroberer genannt. Im 16. Jahrhundert brachen von hier aus historische Figuren wie Hernán Cortés oder Francisco Pizarro auf, um in Süd- und Mittelamerika die „Neue Welt“ zu erobern, also über andere Kulturen zu herrschen und zu schnellem Reichtum zu kommen. Ein Plan, der auch so mancher Figur aus „Game of Thrones“ zugeschrieben wurde.
Die Gassen von Königsmund
In der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Cáceres sind heute noch die Spuren jahrhundertelanger Kämpfe zwischen Christen und Mauren – sowie Christen und Mauren untereinander – sichtbar. Und auch hier befindet sich ein Teil vom Schauplatz Königsmund, dessen Gesamtbild sich mit weiteren Drehorten in Dubrovnik und Girona zu einem Ganzen zusammenfügt.
Wenn man in Staffel sieben von „Game of Thrones“ Euron Graufreud, den Unsympathen von den Eiseninseln, mit seinen Gefangenen Yara (Asha), Ellaria und Tyene triumphierend durch die Straßen ziehen sieht, übernimmt Cáceres das passende Setting.
Zu den Drehorten gehören der Arco de la Estrella, das Sternentor am Eingang zur Altstadt, der Torre Bujaco, Wahrzeichen von Cáceres, der Plaza de la Santa María mit der gleichnamigen Kathedrale, der Plaza de los Golfines und die steile Cuesta de la Compañía, die ins alte Judenviertel führt. Am Plaza de las Veletas sehen wir außerdem, wie Sam Tarly die Zitadelle Richtung Winterfell verlässt.
Im Gegensatz zu anderen „Game of Thrones“ Hotspots wie Dubrovnik oder Sevilla, geht es in Cáceres weitaus gemächlicher zu. Einzig zu den Prozessionen der Semana Santa, der Woche vor Ostern, sind die Gassen proppenvoll.
Cáceres war übrigens auch schon auf der großen Leinwand zu sehen, so zum Beispiel in Film „1492 – Die Eroberung des Paradieses“ mit Gérard Depardieu als Christoph Kolumbus und Sigourney Weaver als Königin Isabella in den Hauptrollen. Im Gegensatz zum fiktiven Serienschauplatz ist Cáceres darin auch wichtiger Handlungsort. Gedreht wurde in der Concatedral de Santa María.
Während der spätere Drachentöter Euron sich in den Straßen von Cáceres vom Volk, darunter viele Einwohner als Statisten, feiern ließ, ist ein anderer Drachentöter der wahre Patron der Stadt: der heilige Georg.
Zu Ehren des Stadtpatrons Sankt Georg feiert man in der Woche um den 23. April, seinem Todestag, ein Fest, dass die Rückeroberung der Stadt durch die Christen symbolisieren soll. Dazu wird Cáceres festlich geschmückt und auf dem Plaza Mayor die „Verbrennung des Drachens“ aufgeführt.
Von Drachen und Störchen
In „Game of Thrones“ sind die Drachen zwar nicht in Cáceres aufgetaucht, dafür allerdings nur wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt, im Naturpark Los Barruecos nahe der Gemeinde Malpartida de Cáceres.
Die Landschaft ist durch seine karge Weite, in der teils riesige Granitfelsen verstreut sind bekannt. Zudem befindet sich hier die größte Weißstorchkolonie Europas. Wer also ein größeres Flugobjekt am Himmel entdeckt, kann beruhigt sein: das Gebiet, das 1996 aufgrund seines geologischen und ökologischen Werts zum Naturdenkmal erklärt wurde, ist drachenfreies Vogelschutzgebiet.
Ganz anders beim Spiel um den Thron: Die Macher der US-Serie haben hier rund um den See des Barrueco de Arriba eine der nervenaufreibendsten Szenen der siebten Staffel gedreht:
Statt Königsmund anzugreifen, entscheidet Daenerys einen überraschenden Angriff auf Jaimes Beutetrupp. In der Schlacht der Dothraki gegen die Lannisters kommt zum ersten Mal Daenerys‘ Drache Drogon zum feurigen Einsatz, wodurch innerhalb kurzer Zeit die ganze Kriegsbeute und ein Großteil der Armee ausgelöscht ist.
Am Ende gibt es dann noch einen Schockmoment. Bronn schafft es, den Drachen zu verwunden. Nach dessen Notlandung entscheidet sich Jaime für einen Kamikaze-Angriff, wird jedoch in letzter Sekunde von Bronn mit einem Stoß in den See gerettet.
Jaime-Darsteller Nikolaj Coster-Waldau genoss die Dreharbeiten in Los Barruecos wohl sehr. Laut diesem Video hatte er hier sogar seine beste Zeit während der ganzen Produktion.
Um den See befinden sich heute ein paar Schilder, die auf die hier gedrehten Szenen hinweisen. Dazu gehört auch das scharfe Urteil der „Mother of Dragon“ über die Tarlys, die sich weigern, sie als ihre Königin anzusehen. Die Granitblöcke, vor denen man für Daenerys dominanten Auftritt eine Erhöhung gebaut hat, befinden sich nicht weit vom See entfernt.
Die urwüchsige Landschaft hier beeindruckte übrigens auch den deutschen Künstler Wolf Vostell, Pionier der Aktions- und Videokunst, dessen Frau aus dieser Gegend stammt.
Seine Werke kann man heute in Los Barruecos in einer ehemaligen Wollwäscherei bewundern. Auf einem der größten Werke im Garten des Museums, bestehend aus einer ramponierten Rakete und zwei Autos, nisten die Störche. Natur und Kunst scheinen sich hier gut zu ergänzen.
Im nahegelegenen Ort Malpartida de Cáceres ist man stolz darauf, sich zu den „Game of Thrones“-Drehorten zählen zu dürfen. Immerhin hat die Serie hier zu 20% mehr Touristen verholfen. Der Bürgermeister hat in seinem Büro sogar ein Plakat hängen, auf dem alle Schauspieler der Serie unterschrieben haben, ein Dankeschön von HBO.
Wer die Augen aufhält kann im Ort auch einige kleinen Anspielungen auf die Serie erkennen. Auf dem Spielplatz, an dem man Richtung Los Barruecos vorbeikommt, sind beispielsweise die Wappen der Familienhäuser zu sehen.
Die Burg und der Löwe der Lannisters
Doch noch einmal zurück nach Trujillo. Auf dem Plaza Mayor thront die Statue mit Inka-Eroberer Francisco Pizarro über dem Platz, an dem sich die Arkadenhäuser und Paläste aneinanderreihen.
Von hier aus führt mich Miriam hinauf zur Burg, dem mittelalterlichen Castillo de Trujillo, welche arabischen Ursprungs ist.
In „Game of Thrones“ übernimmt die Burg in Staffel sieben die Rolle von Casterlystein, das von den Unbefleckten problemlos eingenommen wird, da die Lannisterarmee sich gerade in Rosengarten befindet.

In der letzten Episode ist die Burg dann nochmal als Stadtmauer von Königsmund zu sehen. Jaime und Bronn blicken von hier auf die riesige Armee der Unbefleckten. Hinter ihnen weht das Banner der Lannisters mit goldenem Löwen auf rotem Grund.
In Wirklichkeit weht hier die Flagge von Extremadura, im ersten Feld ein roter Löwe auf goldenem Grund. Für Fiktion und Realität gilt hier gleichermaßen: Es ist das Land der Eroberer!
Für die Dreharbeiten der Serie „House of the Dragon„, die die Vorgeschichte der Targaryens erzählt, kehrte man wieder nach Cáceres und Trujillo in Extremadura zurück.
Alle „House of the Dragon“-Drehorte in Extremadura
Weitere Informationen:
„Game of Thrones“-Tour Trujillo de Tronos
Behind the Scenes: Die Dreharbeiten in Los Barruecos
Übersicht der „Game of Thrones“-Drehorte in Extremadura:
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Offenlegung: Diese Recherchereise wurde von Turismo Extremadura unterstützt.