Oberbaumbrücke, Berlin
Oberbaumbrücke, Berlin © Andrea David

Mit der Drehortbrille durch Berlin

Berlin ist eine Hochburg des Films und gerade ist die Berlinale, das größte deutsche Filmfestival. Warum also nicht mal einen Tag die Hauptstadt ausschließlich durch die Drehortbrille erkunden?

Los geht es mit „Good Bye, Lenin!“, meinem Favoriten unter den Berlin-Filmen. Ich möchte wissen, wo Daniel Brühl als Alexander Kerner für seine geschwächte Mutter das DDR-Weltbild nach der Wende aufrechterhält. Ausstieg an der U-Bahn-Station Schillingstraße und Suche nach der Berolinastraße.

Ein Mann bringt gerade den Müll raus und beäugt mich misstrauisch. Vermutlich ahnt er nicht, was ich hier suchen könnte: Das unscheinbare Gebäude mit der Hausnummer 21, vor dem ich nun stehe. Hier entstanden also die „79 qm DDR“, wie der Werbespruch für den Film damals lautete. Und hier schwebte Lenin mit einem letzten Gruß an Schauspielerin Katrin Saß vorbei. Mein Blick schweift weiter zum Fernsehturm und ich steuere Richtung Alexanderplatz.

 

Berolinastraße, Berlin © Andrea David

 

Mit der U2 geht es weiter zum Spittelmarkt. Von dort ist es nicht weit zur Fischerinsel, wo angeblich einige in Moskau spielenden Szenen der „Bourne Verschwörung“ gedreht wurden. Doch die kleine Scharrenstraße finde ich weder auf meinem Stadtplan, noch ist sie bei den wenigen Passanten bekannt. Ich möchte schon aufgeben, da treffe ich auf eine junge Frau mit Kind, die mir den Weg zeigen kann. Sie wohnt dort und erzählt, dass sie damals während der Dreharbeiten Besuch bekommen sollte, die Gäste jedoch aufgrund der vom Filmteam überklebten Namensschilder und Briefkästen nicht zu ihr gefunden haben.

Gleich nebenan befindet sich der historische Petriplatz, auf dem sich früher die Petrikirche, einst Wahrzeichen der Stadt, befand. Jason Bourne (Matt Damon) flüchtet also in Wahrheit durch viele Ecken Berlins, welche im Film dann als Moskau, Neapel und München zu sehen sind.

 

Scharrenstraße, Berlin © Andrea David

 

Nächster Halt „Stadtmitte“. Zusammen mit einer Touristenflut schwemmt es mich durch die Friedrichstraße zum Checkpoint Charlie. Doch ich möchte kein Erinnerungsfoto vor dem nachgebauten US-Kontrollhäuschen, sondern die Atmosphäre des ehemaligen Grenzübergangs spüren.

1983 war dieser in „Octopussy“ zu sehen, als James Bond (Roger Moore) – sicher unter dem strengen Blick der damaligen DDR-Grenzer – an dieser Stelle als Charles Morton mit dem Wagen vorgefahren wird und mit den Worten „Remember 007, you’re on your own… “ verabschiedet wird.

 

Checkpoint Charlie, Berlin © Andrea David

 

Das Flair der Berlinale lockt mich schließlich zum Potsdamer Platz, von wo aus es bequem im Bus weitergeht. Die Videobustour „Das rollende Kino“ macht es möglich, in kurzer Zeit noch viel tiefer in die Filmgeschichte Berlins einzutauchen.

 

Oberbaumbrücke, Berlin © Andrea David

 

Nach der zweistündigen Bustour auf den Spuren von „Lola rennt”, „Das Leben der Anderen”, „Herr Lehmann”, „Unknown Identity”, „Emil und die Detektive” und etlichen anderen Filmen ist mir nun doch etwas schwindelig. Berlin erscheint mir plötzlich wie hundert Städte.

Wie wandlungsfähig diese Stadt doch ist und wie viele unterschiedliche Geschichten sie schon hervorgebracht hat. Nach einer kurzen Pause hab ich Lust auf einen guten Film. Also Drehortbrille abnehmen und rein ins nächste Kino.

 

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