"Wickie"-Drehort am Walchensee
"Wickie"-Drehort am Walchensee © Bap Koller

10 Drehorte, die man nicht in Bayern vermutet

Genauso wie Schauspieler in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen, tun dies meist auch die Drehorte. So entsteht großes Kino oft dort, wo man es auf den ersten Blick nicht vermutet. In den vergangenen Jahren bedienten sich die Filmemacher etwa immer wieder der Optik verschiedenster bayerischer Locations, verorteten sie für die Leinwandgeschichten jedoch ganz woanders. Höchste Zeit also, ein paar dieser Geheimnisse zu lüften.

Hier kommen 10 Filmschauplätze, die heimlich von Bayern gespielt wurden:

 

Die Zugspitze in Finnland

In „Big Game“ spielt Samuel L. Jackson den nur haarscharf einem Anschlag entkommene US-Präsidenten, der zusammen mit einem Jungen durch die finnische Wildnis flüchtet. Der Regisseur Jalmari Helander wollte im Film beeindruckende Berge zeigen, welche es so jedoch in Finnland gar nicht gibt. Daher machte man sich in Bayern auf die Suche nach geeigneten Drehorten und landete am Ende mit der Zugspitze auf dem höchsten Berg Deutschlands. Die Drehabreiten haben teilweise in 2500 m Höhe stattgefunden, vor allem im Skigebiet Garmisch-Classic.

Filmszene aus „Big Game“ © 2015 Ascot Elite Filmverleih GmbH

Die hochgelegenen Drehorte stellten die Filmcrew vor logistische Herausforderungen. Dank der guten Zusammenarbeit mit den lokalen Seilbahnbetreibern gelang der Transport des Equipments jedoch reibungslos.

Filmset aus „Big Game“, Bavaria Filmstadt © Andrea David

Übrigens wurden auch die Szenen im Pentagon und in der Kabine der Royal Air Force in Bayern gedreht. Die Kulissen dafür entstanden in den Bavaria Filmstudios in München und können dort bei einer Führung durch die Filmstadt besichtigt werden.

 

Snowden in München

Mit „Snowden” wirft der dreifache Oscar-Gewinner Oliver Stone einen fesselnden und ganz persönlichen Blick auf eine der polarisierendsten Persönlichkeiten des 21. Jahrhunderts. Joseph Gordon-Levitt übernimmt im Film die Rolle von Edward Snowden, München wiederum die von Genf. In einer Szene kann man sogar deutlich die Feldherrnhalle am Odeonsplatz im Hintergrund erkennen.

München als Stand-in für Genf in „Snowden“ © Universum Film

Und Produktionsdesigner Mark Tildesley schaffte es eine ganze Reihe an ungewöhnlichen Schauplätzen in markante Sets zu verwandeln. Ein Beispiel dafür ist ein aufgegebenes Postamt in der Deroystraße in München, das zusammen mit den Innenräumen und Korridoren des Münchner Olympiastadions zum NSA-Hauptquartier auf Hawaii umgestaltet wurde. Für das Striplokal „Gentleman’s Club” wurde ein Fahrradladen in der St.-Anna-Straße im Stadtteil Lehel umdekoriert.

 

Wickie im Tölzer Land

Michael „Bully“ Herbig sparte sich für seine Realverfilmung von „Wickie und die starken Männer“ eine Reise nach Skandinavien und vergab dafür einem bayerischen Gewässer eine der Hauptrollen. So wurde das Wikingerdorf Flake für die Dreharbeiten am Walchensee im Tölzer Land errichtet. Herbig sagte über den Drehort: „Das ist hier der Hammer. Es sieht wirklich aus, wie an einem norwegischen Fjord und der See hat eine Mischung aus Karibik- und Eiswasser.“

"Wickie"-Drehort am Walchensee
„Wickie“-Drehort am Walchensee © Bap Koller

Das Filmdorf wurde für die Fortsetzung „Wickie auf großer Fahrt” noch einmal in der Sachenbacher Bucht aufgebaut. Heute befindet sich ein Teil der Hütten in Walchensee, wo man sie zwischen der Badewiese beim Café Bucherer und dem Wasserwachtgelände bewundern kann. Am letzten Wochenende der Sommerferien wird dort sogar ein Wikingerfest veranstaltet.

Wikingerdorf „Flake“ © Tourist-Information Walchensee

Aufgrund seines nordischen Looks diente der Walchensee übrigens schon öfter als Drehort für Wikingerfilme. So wurde dort bereits 1958 der Film „Die Wikinger“ mit Kirk Douglas gedreht und 1959 die Serie „Tales of the Vikings“ mit Christopher Lee.

 

Die DDR in Oberfranken

Und nochmal Bully: Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Regisseur Michael Herbig im Kinothriller „Ballon“ die wohl spektakulärste Flucht aus der DDR im Sommer 1979. Originalschauplatz der Geschichte ist die thüringische Stadt Pößneck, den passenden Drehort fand man jedoch auf der anderen Seite der ehemaligen Grenze, im oberfränkischen Nordhalben.

Filmszene aus „Ballon“ © Studiocanal GmbH

Viel Patina und morsche Fensterrahmen ließen die Fassaden ganzer Häuserzeilen künstlich altern, schmucklose Schilder, geparkte Trabanten und Wartburgs sowie Propagandaplakate machten die Zeitreise ins Jahr 1979 perfekt. Laut Szenenbildner Bernd Lepel durfte das Filmteam sogar zehn Tage die Hauptstraße des Ortes sperren.

Die Dreharbeiten zu „Ballon“ in Nordhalben © Studiocanal GmbH / Marco Nagel

Auch Herbig lobte die Drehbedingungen in Nordhalben: „Die Kamera war schon eingerichtet, aber dann fiel mir auf, dass ein Schild mit einbetonierter Eisenstange die schöne Kameraeinstellung kaputtmachte. Wir mussten nur kurz im Rathaus anrufen, und schon hatten wir die Genehmigung, diese Stange wegzuflexen. Ich habe noch nie erlebt, dass eine ganze Stadt samt Bürgermeister so geschlossen hinter einer Filmproduktion stehen.”

 

Magie im Schloss

Im Film „Euphoria“ sehen sich die ungleichen Schwestern Ines und Emilie, gespielt von Alicia Vikander und Eva Green, nach vielen Jahren wieder und begeben sich gemeinsam auf eine Europareise. Endstation ist ein geheimnisvolles Schloss inmitten einer abgelegenen Waldlichtung.

Filmszene aus „Euphoria“ am Bayerischen Hof © Jürgen Olczyk / Airofue AB

Die Dreharbeiten unter Regisseurin Lisa Langseth starteten in München, unter anderem im bekannten Bayerischen Hof. Die Rolle des surrealen Anwesens, dessen Geheimnis sich erst im Laufe der Geschichte lüftet, übernahm das Schloss Dennenlohe in Unterschwaningen bei Ansbach.

Filmszene aus „Euphoria“ im Schloss Dennenlohe © Jürgen Olczyk / Airofue AB

Alicia Vikander sagte über den Drehort: „Wir alle wussten, dass dieser Platz die Zuschauer durch sein Aussehen und seine Atmosphäre sofort beeindrucken musste. Außerdem wollte ich einen sichtbaren Kontrast zur schweren Thematik des Films, ein visuelles Gegengewicht: Der Film handelt vom Tod, aber was man auf der Leinwand sieht ist die Lebenskraft der Natur.“

 

Die Musketiere in Bamberg

Die Verfilmung des Abenteuerklassikers „Die drei Musketiere“ von 2011 gilt als eine der aufwändigsten On-Location-Produktionen in Europa. Das berühmte Männerquartett kämpfte sich darin durch prächtige Drehorte in München, Bamberg, Würzburg, Burghausen und auf der Insel Herrenchiemsee. Schauspieler Matthew Macfadyen zeigte sich begeistert: „Wir zogen von einer wunderbaren Location zur nächsten und waren beeindruckt, dass jeder neue Ort noch schöner war als der vorherige.“

Das oberfränkische Bamberg diente im Film sowohl als Kulisse für das Paris des 17. Jahrhunderts als auch der Hafenstadt Calais. Als passender Drehort für den Pariser Stadtteil St. Germain erwies sich die Alte Hofhaltung, die sich direkt am Domplatz befindet. Hier trifft sich D´Artagnan mit den drei Musketieren zum verabredeten Duell, welches jedoch in einen gewaltigen Kampf der vier gegen Rochefort und seine 40 Wachen mündet.

Drehort aus „Die drei Musketiere“, Altes Rathaus, Bamberg © Andrea David

Auch das Alte Rathaus von Bamberg ist im Film des Öfteren zu sehen. Es thront eindrucksvoll über der Regnitz, die die Rolle der Pariser Seine übernimmt. Am Ende der Oberen Brücke befindet sich im Film das Haus der Musketiere und man sieht sie durch das imposante Tor des Rathauses gehen.

 

Winterspiele in Oberstdorf

In der Komödie „Eddie the Eagle“ geht es um die wahre Geschichte des Skispringers Michael „Eddie“ Edwards, im Film verkörpert von Taron Egerton. Darin tritt dieser für Großbritannien bei den olympischen Winterspielen 1988 in Calgary an und schafft es mit Hilfe seines Trainers Bronson Peary (Hugh Jackman) als unsportlicher Underdog die Herzen der Sportfans zu erobern.

Filmszene aus „Eddie the Eagle“ © Twentieth Century Fox

Für die Produktion hat man sich echter Skisprungschanzen bedient, allerdings nicht in Kanada. So wurde ein riesiges Filmset an der Skisprungschanze in der Erdinger Arena in Oberstdorf aufgebaut.

Skisprungschanze in Oberstdorf

Für die Szenen waren rund 700 Komparsen aus Oberstdorf und Umgebung im Einsatz. Da der Winter um diese Zeit sehr mild war, wurde mit Hilfe eines Lastwagens Schnee von höher gelegenen Bergen herangeschafft und um die Schanze herum verteilt. Gedreht wurde auch in Garmisch-Partenkirchen.

 

Wembley in Augsburg

Sportlich geht es auch im Biopic „Trautmann“ von Regisseur Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt, ist länger tot“) zu: Darin wird David Kross in der Rolle von Bert Trautmann als deutscher Kriegsgefangener in England überraschend vom Feind zur Fußball-Legende. Ein Großteil der Dreharbeiten fand in München, Augsburg und der Oberpfalz statt.

Filmszene aus „Trautmann“ © SquareOne Entertainment

So wurde das Augsburger Rosenaustadion zum Londoner Wembley-Stadion, in dem 1956 das legendäre Liga-Finale zwischen Manchester City und Birmingham City vor 100.000 Besuchern und der Queen stattfand. Etwa 300 Komparsen aus Augsburg und der Region wurden für den Film gecastet.

Weitere Stadion-Szenen entstanden im Karl-Mögele-Stadion im Augsburger Stadtteil Göggingen sowie im Olympia-Reitstadion in München-Riem. Ein Hinterhof im Glockenbachviertel in München schlüpfte zudem in die Rolle Manchesters in den 1950er Jahren.

 

Neapel und Paris in Franken

Das Historiendrama „The Happy Prince“ von und mit Rupert Everett erzählt die Geschichte von Oscar Wildes letzten Lebensjahren im Exil. Die Schauplätze des Filmes liegen überwiegend in Paris und Neapel, doch viele Filmmotive befinden sich in Wahrheit in Oberfranken:

Hinter dem heruntergekommenen Palazzo in Neapel steckt das Schloss Thurnau nahe Bayreuth. Insbesondere die unsanierten Bereiche des Nordflügels und die Kemenate wurden hier als Drehorte genutzt. Und auch das Schlafzimmer im Pariser Hotel d`Alsace wurde dank Setdesign in Thurnau zum Leben erweckt. Nach Drehschluss trugen sich die Schauspieler, darunter auch Colin Firth und Emma Watson, ins Gästebuch der Marktgemeinde ein.

Filmszene aus „The Happy Prince“ © Concorde Filmverleih GmbH

In der kleinen Ortschaft Mitwitz nahe Coburg wurden ein englischer Strafgerichtssaal und das Pariser „Cafè Concert“ errichtet. Im alten Kuratenhaus am Wasserschloss sowie im Oberen Schloss fand man die passenden Räumlichkeiten für weitere Innenaufnahmen. Gedreht wurde zudem in Kulmbach und Schmölz.

 

Luther in Coburg

Der Kinofilm „Luther“ mit Joseph Fiennes in der Hauptrolle ist eines der größten internationalen Filmprojekte über das Leben und Wirken Martin Luthers. Viele der historischen Schauplätze existieren heute noch. Da sie jedoch häufig entweder renoviert oder als Ruinen belassen wurden, benötigte man für die Produktion weitere Drehorte, die den Schauspielern eine passende mittelalterliche Atmosphäre baten.

Filmszene aus „Luther“ auf der Veste Coburg, Rodachtal © NFP / Rolf von der Heydt

So ist statt der Wartburg die Veste Coburg auf der Leinwand zu sehen, wenn Luther das Neue Testament übersetzt. Weitere Filmszenen entstanden in den Burghöfen, im Treppenaufgang und auf dem Bulgarenturm.

Veste Coburg © Tourismusregion Coburg.Rennsteig / rainerbrabec.de

Doch auch in Realität gibt es eine Verbindung zwischen Coburg und Martin Luther: Im Jahr 1530 lebte und arbeitete der Reformator für fünfeinhalb Monate auf der Veste, die ihm Schutz während des Augsburger Reichstages bot. So zählt die Veste Coburg mit ihren zahlreichen Kunstschätzen aus der Reformationszeit tatsächlich zu den bedeutenden Luther-Gedenkstätten in Deutschland.

 

Auch in den letzten Monaten wurde wieder vielerorts in Bayern gedreht:

Schauspieler Jesse Eisenberg kam zu Dreharbeiten in Nürnberg und Kronach, Bond-Girl Lea Seydoux stand am Filmset auf Schloss Elmau vor der Kamera und „Harry Potter“-Star Daniel Radcliffe wurde im Englischen Garten bei der Arbeit für „Guns Akimbo“ gesichtet.

Ich bin schon sehr gespannt, in welche Rollen die Orte dann auf der großen Leinwand schlüpfen.

 

 

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